EFGANİ DÖNMEZ Projektmanagement – Abgeordneter zum Nationalrat a.D.

Schluss mit Befindlichkeitsrunden

Efgani Dönmez fordert seine grünen Parteikollegen auf, endlich die Gremien zu verlassen und raus zu den Menschen zu gehen – auch zum Stammtisch.

“Mit der mentalen Masturbation der letzten Jahre werden wir keine großen Sprünge machen”, sagt Efgani Dönmez, grüner Bundesrat aus Oberösterreich

STANDARD: Die EU-Wahl in Österreich war aus grüner Sicht eine herbe Enttäuschung. Wo sind da Fehler passiert?

Dönmez: Sportlich betrachtet: Wenn man bei einem Fußballspiel den Tormann herausnimmt, darf man sich nicht wundern, wenn man ein Tor nach dem anderen kassiert. Es war strategisch sicher ein schwerer Fehler, dass Johannes Voggenhuber nicht mehr antreten durfte.

STANDARD: Macht man es sich da nicht zu einfach, wenn man den Grund für die Wahlschlappe einzig und allein in der Diskussion um Johannes Voggenhuber sieht?

Dönmez: Machen wir ja nicht. Und es geht jetzt gar nicht um Einzelpersonen. Die Grünen brauchen jetzt eine schonungslose Selbstreflexion: Wo stehen wir als Partei derzeit und wo wollen wir hin? Dazu muss aber ein Umdenkprozess passieren. Mit der mentalen Masturbation der letzten Jahren werden wir keine großen Sprünge machen. Da müssen sich vor allem einige Wiener Kollegen bei der Nase nehmen. Man sollte wieder verstärkt ausschwärmen, sich umhören und schauen, was die Menschen wirklich brauchen, anstatt irgendwelche Befindlichkeitsrunden abzuhalten.

STANDARD: Also liegt Johannes Voggenhuber nicht so falsch, wenn er Teilen der Partei “Neid, Eifersucht und Machtversessenheit” vorwirft?

Dönmez: Bei Voggenhuber schwingt da natürlich ein verständlicher Frust mit. Aber ja: Dort, wo Menschen tätig sind, können solche Verhaltensweisen eben vorkommen.

STANDARD: Wo liegen dann die Probleme innerhalb der Grünen?

Dönmez: Wir haben gute Konzepte. Nur: Die auch zu vermitteln gelingt uns meistens nicht. Wir müssen raus aus unseren eigenen Gremien und hin zu den Menschen – ins Wirtshaus zum Stammtisch, ins Bierzelt. Nicht einen Arbeitskreis nach dem anderen machen. Zum Beispiel beim Thema Integration: Es gibt eben gute, aber auch böse Ausländer. Das müssen auch die Grünen einmal behirnen.

STANDARD: Haben Sie ihren Vorschlag “Mehr Grün im Bierzelt” schon der Parteispitze unterbreitet?

Dönmez (lacht): Nein. Aber die Probleme erkennt man eben besser, wenn man bei den Menschen ist. Die Grünen haben sich in den letzten Jahren viel zu viele Themen wegnehmen lassen. Etwa im Bereich der Umweltpolitik oder Integration. Leider hat man bei den Grünen viel zu lange geglaubt, eine Art Erbpacht auf diese Bereiche zu haben.

STANDARD: Kritik wurde nach dem mageren Wahlergebnis auch an Parteichefin Eva Glawischnig laut. Wie stehen Sie zu den Rücktrittsforderungen?

Dönmez: Ich kann nur alle Grünen eindringlich vor einer Personaldebatte warnen. Wer seine persönlichen Befindlichkeiten loswerden will, soll in eine Selbsthilfegruppe gehen und nicht die Partei damit belasten. Eva Glawisching ist das Herzblatt, der Jolly Joker.

STANDARD: In Oberösterreich wird es für die Grünen bei der Landtagswahl im September im Rennen um Platz drei knapp werden. Wie schätzen Sie die Chancen ein?

Dönmez: Es wird knapp und noch ein harter Kampf um jede Stimme. Aber Grün zu wählen ist die einzige Garantie, den Vormarsch der Fundi-Truppe zu verhindern.

STANDARD: Die “Fundi-Truppen” marschieren in Oberösterreich ein?

Dönmez: Ich meine die FPÖ. Da ist fast kein geistiger Unterschied zu den Fundamentalisten. Die missbrauchen die Religion, die FPÖ missbraucht die Religion. Im Geiste sind die Brüder.

STANDARD: Mit Ihrer Aussage “Brüste zu haben reicht nicht als Qualifikation bei den Grünen” haben Sie sich vor allem bei ihren Parteikolleginnen nicht gerade beliebt gemacht. Leiden sie unter dem Macho-Image?

Dönmez: Die Diskussion ist doch längst vorbei. Ich liebe die grünen Frauen und die grünen Frauen lieben mich. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD-Printausgabe, 12.6.2009)

Von Efgani Dönmez
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