EFGANİ DÖNMEZ Projektmanagement – Abgeordneter zum Nationalrat a.D.

Mohammed und seine Feinde – Von Strache bis Sarrazin die gegner formieren sich. Mit großer Unterstützung und den falschen Argumeten

profil: In Europa geht die Angst vor einer „schleichenden Islamisierung“ um. Sie selbst haben diesen Begriff auch schon verwendet. Müssen wir uns fürchten?

Dönmez: Wir brauchen uns vor dem Islam als Religion nicht zu fürchten, sondern vor denen, die diese Religion instrumentalisieren. Diese Furcht ist berechtigt und real. Es gibt viele Gruppierungen, die hier in Wien als verlängerter Arm ihrer jeweiligen Herkunftsländer politisch tätig sind – getarnt als NGOs oder als Kulturvereine. Sie bauen Netzwerke auf, um eine politische Ideologie zu verbreiten, und nutzen dabei gläubige Menschen aus. Aus Europa fließen viele Milliarden Euro an islamische Organisationen, indem Moslems dahingehend beeinflusst werden, Geld zu spenden; Geld, das in undurchsichtigen Kanälen verschwindet, teils zur Unterstützung terroristischer Organisationen. Das muss man thematisieren. Mit dem Islam hat das nichts zu tun.

profil: Vertreten diese Gruppierungen, die sich in Österreich verstärkt vernetzen, eine fundamentalistische Version des Islam?

Dönmez: Ja.

profil: Wird die fundamentalistische Strömung innerhalb des Islam in Österreich in letzter Zeit stärker?

Dönmez: Soweit ich das beobachte, ja.

profil: Sorgen sind also berechtigt. Warum sagen Sie dann, wir sollen uns nicht vor dem Islam fürchten? Diese Phänomene sind ja auch Teil des Islam, oder nicht?

Dönmez: Ich verstehe das Bedürfnis der Menschen, alles in einen Topf zu stecken. Aber es macht eine riesengroßen Unterschied, ob jemand religiös ist oder ob er religiöse Gefühle benutzt, um Menschen politisch zu beeinflussen. Österreich hat den größten Zuzug an moslemischen Zuwanderern aus der Türkei. Die meisten Kulturvereine stammen aus der Türkei. Da fällt auf, dass es um Integration und Bildung sehr schlecht bestellt ist. Mir stellt sich die Frage: Was haben diese so genannten Kulturvereine bis dato gemacht? Warum gibt es gerade mit moslemisch-stämmigen Jugendlichen mehr Probleme als mit anderen?

profil: Sie würden unterschreiben, dass moslemische Zuwanderer problematischer sind, was Arbeitslosigkeit, Bildung oder Kriminalität betrifft?

Dönmez: Aber nicht, weil sie Moslems sind, sondern weil diese Vereine nichts dazu beigetragen haben, dass sich die Menschen integrieren.

profil: Es handelt sich um moslemische Kulturvereine, deren Mitglieder Moslems sind. Wie kann man sagen, dass das mit dem Islam nichts zu tun hat?

Dönmez: Es gibt viele Gruppierungen, die im Namen des Islam agieren. Das geht auf uralte Strukturen im Islam zurück, die seit jeher dazu dienen, das Volk zu beherrschen, zu leiten und zu führen. Das ist abzulehnen, und das existiert auch hier und heute noch.

profil: Was soll man mit diesen Gruppierungen tun, die in Österreich tätig und möglicherweise gefährlich sind?

Dönmez: Die überwiegende Mehrheit der Moslems ist überhaupt nicht gefährlich. Es gibt einige wenige, die radikal sind und alle Integrationsangebote ablehnen. Wir als österreichische Politiker müssen uns die Frage stellen: Wen holen wir vor den Vorhang? Bis jetzt waren es immer die konservativen, islamistischen Kräfte, die zu Empfängen eingeladen wurden. Wir müssen die säkularen, liberalen Leute stärken, die sich zu Österreich, zum Rechtsstaat und zur Demokratie bekennen und die einen Islam verkörpern, der in die europäischen Werte eingebettet ist.

profil: Sie kritisieren, dass Menschen die Staatsbürgerschaft erhalten, die kein Interesse am gesellschaftlichen Leben in Österreich zeigen. Was meinen Sie damit konkret?

Dönmez: Ich habe zum Beispiel kein Verständnis dafür, wenn Leute ihre Kinder nicht in die Schule schicken oder wenn moslemische Schülerinnen von ihren Eltern daran gehindert werden, am Schulausflug oder am Schikurs teilzunehmen. Das geht nicht. Da soll mir keiner mit dem Glauben kommen, das hat nichts damit zu tun.

profil: Welche Entwicklung des Islam in Österreich sagen Sie voraus, wenn sich an der Politik gegenüber dem Islam nichts ändert?

Dönmez: Die rechten Parteien FPÖ, BZÖ und Teile der ÖVP werden stärker werden. Auf Seiten der Moslems werden radikale, islamistische Strömungen noch mehr Zulauf bekommen. Aufgeschlossene, liberale Moslems werden sich als Bürger zweiter Klasse fühlen. Man sieht das bereits in Deutschland: Die gut ausgebildeten Türken gehen zurück in die Türkei, weil sie trotz guter Ausbildung benachteiligt werden. Es wandern jene ab, die es sich aussuchen können.

profil: Und bei uns bleibt dann der fundamentalistisch orientierte, ungebildete Bodensatz?

Dönmez: Wenn wir so weitermachen kann ich ihnen garantieren, dass genau diese Entwicklung, die man in Deutschland beobachten kann, zu uns kommen wird.

profil: Sind Sie gläubiger Moslem?

Dönmez: Ich bin ein säkularer Moslem mit alevitischen Wurzeln. Ich bete nicht fünfmal am Tag, bin aber zutiefst gläubig. Ich haben den katholischen und den moslemischen Religionsunterricht besucht. Ich bin überzeugt, das wir alle an den selben Gott glauben und dieser beutelt den Kopf darüber, wie wir uns hier unten auf Erden aufführen und unseren Verstand nicht gebrauchen.

Profil Printversion: 13.09.2010

http://www.profil.at/articles/1036/560/277363/kreuzzug-islam

Von Efgani Dönmez
EFGANİ DÖNMEZ Projektmanagement – Abgeordneter zum Nationalrat a.D.

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