Armut und Obdachlosigkeit haben viele Gesichter.
Jeden von uns kann es treffen. Ein Schicksalsschlag, eine Scheidung, eine Kündigung reicht manchmal aus, um den Weg zurück ins “normale” Leben aus den Augen zu verlieren. Akademiker, Handwerker, Pensionisten, Mütter, Väter, Großeltern, Jugendliche hat das Leben bereits aus ihren Angeln gehoben.
Ein 84-jähriger Pensionist aus Linz, welcher immer gearbeitet hat in seinem Leben, verlor vor drei Jahren seine geliebte Frau. Die Pension der Frau fiel weg, die Miete und die Lebenshaltungskosten waren nicht mehr zu bewältigen. Es folgte die Obdachlosigkeit. Dieser Mann hat nie Sozialleistungen erhalten, hat nie Anträge auf Unterstützung in seinem Leben gestellt. Nun schläft er auf der Straße. Jeden von uns kann es treffen – ohne Vorzeichen und jene, die kein familiäres Sicherheitsnetz haben, noch mehr.
Viele sind psychisch so eingeschränkt, dass ein eigenständiges Leben nicht lebbar ist. Viele Menschen sind durch ihre Schicksale so geprägt, dass manche in den Alkohol flüchten, einige in schwere Depression verfallen, viele in die Einsamkeit abstürzen und alle in der Armut um das nackte Überleben kämpfen.
Überlegungen, im Kontext mit der Flüchtlingsdiskussion, die Mindestsicherung gerade für die Schwächsten zu kürzen, zeugen von einer politischen und gesellschaftlichen Kurzsichtigkeit. Auf der einen Seite haben wir bei einer Familie (zwei Erwachsene und zwei Kinder), welche die Mindestsicherung bezieht, ein Haushaltseinkommen von rund 1550 Euro, auf der anderen Seite gibt es viele, welche durch eine Vollzeit-Erwerbsarbeit 1500 Euro netto oder etwas mehr verdienen. Wo bleibt da der Anreiz, einer Arbeit nachzugehen, auch wenn Arbeitsplätze vorhanden sind? Da liegt der Fehler offensichtlich im System. Dieses System gehört geändert und nicht die Betroffenen bestraft!
Um die Armut zu lindern, dazu tragen viele engagierte ehrenamtliche Menschen und Professionalisten bei. Walter Kreische (obdachlosenhilfsaktion.at) sammelt mit seinem Team ehrenamtlich Hygiene- und Pflegeartikel für die Obdachlosen und von Armut Betroffene und übergibt diese ausschließlich Einrichtungen in Oberösterreich. Er nimmt Geldspenden entgegen, die transparent und nachvollziehbar im Internet veröffentlicht werden. Die Transparenz funktioniert im zivilgesellschaftlichen Bereich, denn das höchste Gut ist das Vertrauen, davon leben die Ehrenamtlichen.
Bund, Länder und Gemeinden schütten alljährlich 19 Milliarden Euro an Förderungen aus, ohne dass man weiß, wohin das Geld fließt. Die Armut hat ein Gesicht, die Obdachlosigkeit eine Ursache und jeder, der hilft, zeigt Wertschätzung den betroffenen Menschen gegenüber, insbesondere in der Weihnachtszeit, in der viel von Nächstenliebe die Rede ist.