„Es gibt so eine unterschwellige Neigung bei Millionen von Bürgern und Arbeitern, den Ausländern für alles die Schuld zu geben – Wie einst den Juden. Lasst uns das um Gottes Willen nicht mitmachen.“- mit dieser Aussage legte der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt eine Haltung zu tage, welche in Zeiten wie diesen in Erinnerung gerufen werden sollte.
Für den fortschreitenden Verfall unserer Wohlstandsgesellschaft allein die Ausländer verantwortlich zu machen, wäre ein einfacher Weg für einfache Gemüter. Wir alle sind Zeugen eines stillen Suizides unseres Landes. Sudern und Raunzen über die politischen und gesellschaftlichen Zustände beherrschen wir als Kulturnation perfekt. Wenn es um die Verteidigung unserer hart erkämpften Werte und Freiheiten geht, sind aufgeklärte Mitbürger mit Migrationshintergrund zwar in der Minderheit, aber wesentlich lauter als der durchschnittliche Österreicher.
Unser Maßstab ist die Mittelmäßigkeit – sei es in der Bildung, an den Universitäten, teilweise in der Wirtschaft und im überwiegenden Ausmaß in der Migrationspolitik. Der Irrglaube, dass man mit unqualifizierten Migranten den Bedarf an Arbeitsplätzen in einer Hochleistungsgesellschaft abdecken und jene, die hochqualifiziert sind, durch protektionistische Herangehensweise vom Arbeitsmarkt fernhalten kann, wird unsere Politiker schneller auf den Boden der Realität zurückholen, als es manchen lieb sein wird. Es ist eine bekannte Tatsache, dass man mit überzogenem Nationalstolz und der politischen Instrumentalisierung der Religion der leichtgläubigen Menge Sand in die Augen streuen kann.
Dieses unübersehbare Phänomen lässt sich nicht nur auf die Türkei beschränken, sondern hat auch bei uns seine Gültigkeit. Deswegen dürfen wir uns niemals davor fürchten, wenn das Wohl eines Menschen auf dem Spiel steht, das Richtige zu tun, egal ob im In- oder Ausland. Wir führen die rhetorischen und realen Grabenkämpfe entlang der nationalen, ethnischen und religiösen Zugehörigkeiten, da diese als Erkennungsmerkmal leicht feststellbar sind und von vielen nicht hinterfragenden Menschen als Unterscheidungsmerkmal herangezogen werden.
Die wirklichen Frontlinien verlaufen jedoch ganz wo anders. Zwischen Vernunft und Verdummung, zwischen jenen, welche versuchen die Gemeinsamkeiten in den Vordergrund zu stellen, und jenen, die Feindbilder schaffen, zwischen Vereinfachern und Aufklärern. Wir müssen in unserem Denken und dem daraus resultierenden Verhalten flexibel sein.
Nicht die Herkunft, Ethnie und Religionszugehörigkeit ist entscheidend, sondern das eigene Denken, die Haltung, dafür ist jeder selbst verantwortlich. Spätestens dann werden wir erkennen, dass es überall anständige und unanständige Menschen gibt, unabhängig davon, woher sie kommen oder welcher Religion sie angehören.