Der EU-Wahlkampf der FPÖ mit dem Slogan „Abendland in Christenhand“ ist ein Paradebeispiel dafür, was man „Kulturchristentum“ nennen kann.
Dieses Beispiel hat natürlich wenig mit dem Christentum im Sinne von Religion oder Kirche zu tun, sondern eher mit einer autoritären Verteidigung der christlichen Kultur, welche von Populisten, wie Strache, missbraucht wird.
Es wird nicht mehr im darwinistischen Sinne der Kulturbegriff verwendet, welcher biologisch begründet die Trennlinien zieht, sondern man geht nun einen Schritt weiter. Die politische Rechte hat dieses Feld für sich entdeckt und zieht nun einen Feldzug, nicht mehr im klassischen Sinne gegen MigrantInnen, sondern gegen Angehörige der muslimischen Glaubensgemeinschaft, dass darunter zu 98% türkischstämmige Menschen fallen, braucht man nicht explizit zu betonen.
Die Zugehörigkeit zu einer Religion ist kein Gradmesser für die politische Einstellung. So sind zum Beispiel sehr viele Menschen aus dem Iran, welche in Österreich leben, ziemlich säkular, weil sie selber erleben mussten, wozu es führt, wenn eine Religion missbraucht und politisch aufgeladen wird.
Die Ergebnisse, in bestimmten Teilbereichen, der kürzlich publizierten Studie Die ÖsterreicherInnen Wertewandel 1990-2008, herausgegeben im Czernin Verlag müssten bei allen an einer funktionierenden Demokratie interessierten Menschen die Alarmglocken läuten lassen. Die ÖsterreicherInnen denken national und nicht global. Eine wachsende Demokratiefeindlichkeit und der Wunsch nach einem „starken Mann“ sind erkennbar. Das dieses Klima Fremdenfeindlichkeit fördert und den Nährboden für gesellschaftliche Konflikte ebnet ist vorprogrammiert. Fremdenfeindlichkeit ist keiner Parteizugehörigkeit zuzuschreiben und auch keiner Religion. Das das Christentum als „Nationalreligion“ in großen Teilen von Europa und in Österreich gesehen wird steht außer Zweifel, daraus werden Konflikte gerade im Integrations- und Migrationsbereich „religionisiert“. Es entsteht der Eindruck bei oberflächlicher Betrachtung, dass „Migration und Islam“ einhergehen und in logischer Konsequenz müsse man beides bekämpfen, wenn man Konflikte vermeiden möchte.
So wird die interpretierte Theorie von Darwin von Samuel Huntigton’s Kampf um die Kulturen abgelöst und nun von der missbräuchlichen Verwendung von Religionen abgelöst. Die dahinterliegende Intention bleibt immer die selbe.
Es wird versucht zu instrumentalisieren, daher ist es wichtig, dass es in Zeiten von Umbrüchen und Verunsicherung Positionen sichtbar werden. Als verantwortlicher Politiker muss man eine Erkennbarkeit haben, dies heißt jedoch nicht, dass man Fundamentalist ist.
Fundamentalisten, egal ob im religiösen oder politischen Sinne sind Menschen, welche von innen ziemlich verunsichert sind, weswegen man nach außen hin Sicherheiten benötigt.
Es gibt Leute in diesem Land welche die ehemaligen NSDAP-Mitglieder bewundern und kritische Stimmen als Verräter brandmarken, welche die Religion für Ihre billige Politik missbrauchen. Verräter sind jene, die Religion missbrauchen und das Faktum negieren, dass Österreich eine Nation aus vielen Völkern ist. Ein reiches Land im Herzen Europas, welches seinen Reichtum unter anderem seiner Vielfalt zu verdanken hat. Österreich kann und darf es sich nicht leisten eine Arena zur Austragung von Kulturkämpfen zu werden!
Quelle: http://www.yenivatan.com/fileadmin/yenivatan/pdf_ausgabe/103.pdf Seite 66