Die türkische Seele scheint für Europäer unergründlich. Denn wie wollen wir, mit unserer als höchstem Ideal angestrebten Individualität, auch nur ansatzweise eine Möglichkeit haben, zu verstehen, wie wenig die Türken, welche Erdogan den Rücken stärken, sich selbst wertzuschätzen scheinen.
Das Volk ist für die Islamisten lediglich eine durch eine instrumentalisierte Religion steuerbare Verhandlungsmasse und eine Melkkuh.
Erdogan ist nichts anderes als ein Sultan, ein unantastbarer Kalif, ein selbsternannter Führer der muslimischen Welt. Ein Halbgott in seinen Hallen aus Marmor. Eines von vielen Kindern der CIA, welche Islamisten gegen den kommunistischen Einfluss der 90’er Jahren in vielen muslimischen Ländern in Stellung brachten, um daran anschließend die Länder durch die islamistischen Marionetten in ihrem Interesse steuern, beeinflussen und auseinandernehmen zu können.
Wie schon zu Zeiten des Sultanats ist es kulturbedingt unmöglich, dass er Fehler machen kann. Deshalb müssen alle Fehler und Erfolglosigkeiten, die unterlaufen, von anderen unter ihm verursacht worden sein oder die „fremden Mächte – dış güçler) werden dafür verantwortlich gemacht.
Deshalb werden säkulare, hochrangige Generäle verhaftet und Bürgermeister abgesetzt sowie gewaltbereiten Islamisten und der Mafia der rote Teppich ausgerollt.
Das von ihrer Machtposition abgeleitete Handeln und Tun sind ein Gradmesser dafür, was gesellschaftlich akzeptiert ist, zu stehlen. Der Prunkbau von Erdogan, Namens „Ak Saray – Weißer Palast oder auch sinngemäß als Reiner Palast“ welcher in einem Naturschutzgebiet, trotz mehrerer gerichtlicher Untersagungen, für über 300 Millionen Euro errichtet wurde, ist das Sinnbild für eine korrupte und von Scheinheiligkeit geprägte Skrupellosigkeit von Islamisten.
Es ist nicht nur Erdogan. Wie wir es uns gerne einreden. Es ist ein System, ein Verständnis von islamistischer Gesellschaftsordnung, wie es sich die ferngesteuerten Islamisten, ermöglicht durch ein eingeführtes Präsidialsystem zum Zwecke der Selbstbereicherung und ihrer amerikanischen Geburtshelfer, wünschen.
Die Partei Erdogans, ist nun seit über 20 Jahren an der Macht und hat die türkische Gesellschaft von einem säkularen Rechtsstaat zu einem autoritären Unrechtsstaat umgebaut.
Die AKP stellt sich als gemäßigte konservative Islampartei dar, tatsächlich ist sie mindestens genauso islamistisch, wie die Hamas.
Wir Österreicher sagen uns gerne Obrigkeitshörigkeit nach. In der türkischen Seele ist sie implizit. Was bedeutet dies jedoch für die europäisch-türkischen Beziehungen?
Historisch betrachtet, hatten wir in Europa in kurzen Zeitfenstern einige Personenkulte, was dazu führte, dass Millionen von Menschen ihr Leben lassen mussten. Diese Personenkulte, welche in zwei große Weltkriege mündete, haben gegenwärtig wieder Hochkonjunktur, ob in den USA, in Russland, China oder eben in der Türkei sowie vielen anderen Ländern. Unser Weltbild, die globale Gesellschaftsordnung und unsere Selbstzufriedenheit geraten ins Wanken. Das Problem daran ist, dass dieses Wanken auf türkischer Seite hundertjährige Tradition hat. Das wir uns nicht eingestehen, was doch so offensichtlich ist.
Die politische Instrumentalisierung der Religion die rückwärtsorientierte Islamisierung ganzer Länder
ist systemisch und führt zu Rückkopplungen und Auswirkungen auch auf nichtislamische Länder,
insbesondere auf Europa. Wir müssen uns vor Augen führen, dass nicht Europa der Maßstab der Realität ist, es ist die Ausnahme.
Die Frage ist nur, was wir uns erlauben zu sehen und zu verstehen. Wie weit wir uns trauen, die Realität unser europäisches, egozentrisches Weltbild hinterfragen zu lassen. Und weil wir uns hinter der Religionsfreiheit und hinter den Argumenten „eine Demokratie muss das schon aushalten“, wenn unsere Gesellschaften unterwandert werden sowie die wirtschaftlichen Beziehungen nicht gefährden wollen, scheuen wir uns vor der Konfrontation mit Despoten aller Art.