Pierre de Ronsard, ein führender Vertreter des französischen Renaissance-Humanismus im 16. Jahrhundert, beschrieb Unwissenheit als „das abscheuliche Ungeheuer“. Diese Metapher, reich an tiefgründiger Bedeutung, spiegelt die Realitäten des 21. Jahrhunderts wider.
Unwissenheit, ein monströses Wesen, hüllt unsere Welt in Dunkelheit, von Österreich über Europa bis hin zum Nahen Osten und Amerika. Wir leben in einer Zeit, in der Information, Infotainment und Desinformation oft fälschlicherweise als Wissen gelten. Historisch gesehen war Wissen immer der Schlüssel zum Fortschritt, insbesondere der wissenschaftliche Fortschritt, der als Turbo für den Wohlstand dient, selbst inmitten technologischer und sozialer Herausforderungen. Doch in dieser lauten Welt geraten die Suche nach Wahrheit und der Wunsch, die Welt zu verbessern, zunehmend in Vergessenheit.
Aus digitaler Perspektive schreitet die Verbindung von Mensch und Maschine in rasantem Tempo voran. Allerdings riskieren wir mit jedem Schritt, uns von unserem Wesen zu entfremden. Die Ergebnisse dieser Entwicklung sind in internationalen Studien wie PISA offensichtlich, die grundlegende Kompetenzen von Schülern wie Sprachfähigkeit, motorische Fertigkeiten und soziale Empathie aufzeigen—gepaart mit einer schwindenden Konzentrationsfähigkeit und einem schwachen Wertefundament. Dies deutet nicht nur auf eine drohende individuelle Krise hin, sondern auch auf eine umfassende gesellschaftliche.
Die gesellschaftlichen Auswirkungen jahrzehntelanger Armutsmigration aus bildungsfernen Hintergründen nach Österreich setzen bestehende Strukturen (Sozialsysteme, Gesundheitssysteme, Bildungssysteme, Demokratie und Institutionen) enorm unter Druck und stehen im Widerspruch zu den Bedürfnissen einer hoch technologisierten Wissensgesellschaft und einer bedarfsorientierten Zuwanderung.
Egal, wie sehr wir unsere Ansprüche an Schulen, Universitäten oder Institutionen senken—wie etwa die erforderlichen Punkte für den Zugang zu Polizei oder Bundesheer—wir können den Mangel an Werten, der in bildungsfernen oder radikalisierten Umfeldern vorherrscht, durch keine öffentliche Integrations- und Bildungsmaßnahme mildern. Solche systemischen Fehlentwicklungen sind der Nährboden und Rückenwind für das Erstarken rechter Bewegungen.
Die dringend benötigten Reformen scheitern oft an Trägheit, finanziellen Engpässen, Föderalismus, überforderten oder unwissenden Entscheidungsträgern sowie an Projekten, die nicht auf Systemänderung abzielen, sondern den Status quo hinauszögern. Die Kultur- und Sozialentwicklung ist das Lebenselixier jeder Wissensgesellschaft. Betrachtet man die alltägliche Realität in unseren Kindergärten und Pflichtschulen, insbesondere in finanziell angeschlagenen Städten und an Universitäten der Sozial- und Geisteswissenschaften, wird schnell deutlich, dass wir unser Lebenselixier Wissen schleichend selbst untergraben. Keine MINT-Fächer und kein noch so ausgeklügeltes KI-System können die menschliche und gesellschaftliche Lücke schließen, die wir erleben.