IPOB steht für Indigenous People of Biafra. Die Menschen von Biafra leben im Südosten von Nigeria. Der Unabhängigkeitskrieg 1967–1970 forderte mehr als drei Millionen Tote. Viele Biafraner leben nun im Exil, so auch in Österreich.
Es gibt in Wien, Kärnten, Linz und Graz eine große Community. Laut internen Schätzungen beläuft sich die Zahl der aktiven Mitglieder auf 1000.
Die Biafraner sind Christen und werden in Nigeria benachteiligt, ausgegrenzt und verfolgt. Vom Exil aus versuchen viele über selbst gegründete Plattformen wie Radio-Biafra und Biafra-TV auf die Entwicklungen in Nigeria aufmerksam zu machen. Papst Franziskus bekundete, dass die Christenverfolgung bereits ein Ausmaß größer als im Römischen Reich erreicht habe. Jene, die unmittelbar davon betroffen sind, sind die Biafraner.
Die Vertreter der in Österreich lebenden Community fühlen sich von vielen im Stich gelassen. Obwohl die Biafraner im Vergleich zu anderen Nigerianern im Durchschnitt ein höheres Bildungsniveau haben, bekleiden sie keine höheren Funktionen, weil ihnen diese aufgrund ihres christlichen Glaubens nicht zugänglich gemacht werden. So werden sie aus dem öffentlichen Leben gedrängt und haben auch kaum politische Funktionen. Durch die hohe Inflation und die wirtschaftliche Misere in Nigeria verstärkt sich der Druck insbesondere auf diese 70 Millionen große Bevölkerungsgruppe. Da Bodenschätze (Kohle, Erdöl und seltene Erden) im Südosten von Nigeria zu finden sind, werden jegliche Autonomiebestrebungen seitens der Regierung im Keim erstickt. Das nigerianische Militär hat in den letzten Monaten mehr als 200 Biafraner bei friedlichen Protesten getötet. Die Entwicklungen in Nigeria, insbesondere der steigende Druck auf Christen, lassen den Migrationsdruck massiv ansteigen.
Laut Einschätzung der Biafra Community Österreich werden sich Millionen von Nigerianern auf den Weg Richtung Europa machen. Nach Jahrzehnten von Kriegen und Hungersnöten köcheln Probleme wieder auf. Das Erbe des Postkolonialismus droht nicht nur im arabischen Raum zu einem Flächenbrand zu werden, sondern auch in Afrika. Die Rechtspopulisten in Europa sprechen ja von einem Selbstbestimmungsrecht der Völker. Ob die Öffentlichkeit Le Pen, Strache und Co. an der Seite von Afrikanern in Europa und Österreich zu Gesicht bekommen wird, im Kampf für mehr Selbstbestimmung der Völker, sei zur Diskussion gestellt. Ein Blutvergießen wie in den 1960er Jahren darf sich kein zweites Mal wiederholen – wenigstens diese Garantie müsste die EU abgeben.
Sollte die EU den Entwicklungen in Afrika mit derselben “Entschlossenheit” wie im Balkankrieg, im Nahen Osten oder nun in der Türkei begegnen, dann muss sich Europa auf den nächsten Flüchtlingsstrom vorbereiten.