EFGANİ DÖNMEZ Projektmanagement – Abgeordneter zum Nationalrat a.D.

Schließung des YOL TV-Senders – Ein Spiel mit dem Feuer

Dass die Türkei unter Erdogan und seiner islamistischen Partei AKP wenig bis gar nichts von Rechtstaatlichkeit und Grundrechten hält, wurde in den letzten Monaten mehrfach vor Augen geführt. Mit dem Schließen des YOL TV, einem TV-Sender, welche primär die Stimme der in der Türkei lebenden Aleviten ist, hat er und seine Lakaien den Bogen überspannt. Die ca. 25 Millionen Aleviten sind in der Türkei eine von massiver Diskriminierung betroffener Bevölkerungsteil, welche in der Vergangenheit, insbesondere von staatlich organisierten Übergriffen, nicht verschont blieb. Die Schließung des YOL TV-Senders wird von den Aleviten als ein Vorbote eines wiederholten Versuchs angesehen, die Aleviten systematisch aus dem öffentlichen Leben zu verdrängen und den Weg für Ausgrenzung, Hetze und Verfolgung vor zu ebnen. Erdogan spielt mit dieser Handlung nun tatsächlich mit dem Feuer. Denn die Aleviten hatten trotz zahlreicher Übergriffe in der Türkei noch nie zur Verteidigung aufgerufen. Erdogan zettelt mit der Schließung des YOL TV-Senders einen weiteren Konfliktherd in der Türkei an. Was hat Erdogan und seine AKP alles zu verbergen, dass er und seine Lakaien derart gegen die letzten unabhängigen Stimmen in der türkischen Presselandschaft vorgeht? In Österreich leben ca. 80.000 Aleviten, in Deutschland einige Hunderttausende, ebenso in anderen europäischen Ländern. Diese werden in den nächsten Tagen auf die Straßen gehen, um der stillgelegten Stimme der Aleviten eine Stimme zu verleihen. Die Entwicklungen in der Türkei haben mittlerweile einen Punkt erreicht, welcher nicht nur mehr bestimmte Minderheiten, Ethnien oder Konfessionen betrifft, sondern eine Hexenjagd gegen alle betrieben wird, welche die islamistisch-nationalistischen Ergüsse der AKP nicht mitträgt. Es wundert niemand, dass die Lakaien der nationalistisch-islamistischen AKP und der nationalitischen MHP in der Türkei, gegen dieses Unrecht, nicht die Stimmen erheben. Warum hört man jedoch von DITIB, ATIB und Milli Görüs in Europa und Österreich nichts zu den Entwicklungen in der Türkei? Ist es nicht eine der ureigensten Eigenschaften des Islam auf Seite der Unterdrückten und Benachteiligten zu stehen? Die Freiheiten der Demokratie zu nutzen, um diese dann auszuhöhlen, beherrschen diese Geisteskinder in Perfektion, nicht nur in der Türkei sondern auch in Europa. Wer nicht erkennen vermag, dass der politische Islam eine Kampfansage an aufgeklärte Gesellschaften darstellt, sollte sich nicht wundern, dass unterschiedliche Radikalismen entstehen und ganze Gesellschaften ins Wanken bringen.

Von Efgani Dönmez
EFGANİ DÖNMEZ Projektmanagement – Abgeordneter zum Nationalrat a.D.

Archiv

Kategorien

Schlagwörter-Wolke