Wenn man sich die alten Wahlclips von Osman Gökcek (Sohn des AKP-Mandatar und Ankara Bürgermeisters Melih Gökcek) legendärer “Sportpalast”artiger Rede beim Türkiye Genclik Federasyon – Türkische Jugend Föderation (TÜGEF-Kongress) ansieht, dann erkennt man die totalitäre Bildsprache und Rhetorik. Das die NSDAP-Rethorik von den AKP’lern so deutlich und gleichzeitig so geschickt wieder aufgegriffen wurde, überrascht. Ich meine damit nicht die ideologischen Inhalte, sondern primär die Verpackung.
Z.B. die “Millet Eglimez”-Clips, genial, und genial zukunftsweisend” zugleich. Eigentlich eine Vorwegnahme des Putschs, vorausweisend auf Opferbereitschaft und Märtyrertum. Kurzfassung: https://www.dailymotion.com/
Deren Schöpfer Erol Olcak ist dann mit seinem jungen Sohn in der Putschnacht einer der ersten an der Brücke und wird dort zum Märtyrer. An ihrem Sarg bricht Erdogan zusammen und schwört Rache. Anschließend die Sehitler-Feiern (Märtyrer-Feiern) in Yenikapi, der Auftakt für die Umbenennung unzähliger Brücken, Straßen und Plätze nach den Namen der Getöteten.
(Vgl. die “Gefallenen der Bewegung” bzw. “Blutzeugen”. Auch die NSDAP-Parteihymne galt dem Märtyrer der Bewegung Horst Wessel.
https://de.wikipedia.org/wiki/
Und schließlich das weinende Bordo Bereli-Mäderl, das zum Trost gesagt kriegt, dass es als Märtyrerin eh mit der türkischen Flagge zugedeckt wird,
https://www.youtube.com/watch?
Damit kein falscher Eindruck entsteht. Ich möchte nicht die Toten um die Schlacht von Canakkale/Gallipoli oder das Andenken daran sowie andere Kriegsopfer lächerlich machen.
Viele Nationen haben ein anderes Verständnis von militärischem Heldentum und Opfertod als wir. Österreich hat aufgrund seiner leidvollen Geschichte eine andere Wahrnehmung, Sensibilität und einen anderen Umgang gegenüber dieser Thematik.
Dies dürfte vielen Türken aus dem Umfeld der ATIB und den anderen reaktionären Islamverbänden – selbst nach über 50 Jahren Lebensmittelpunkt in Österreich – noch ziemlich Fremd sein. Alleine deswegen würde ich mir kein Urteil über historische Nationalnarrative und ihre Emotionen anmaßen wollen.