EFGANİ DÖNMEZ Projektmanagement – Abgeordneter zum Nationalrat a.D.

Kirchturm oder Minarett – sind beide adrett?

In der Diskussion über Moscheenbau in Europa im speziellen in Österreich tun sich viele Gräben auf, welche bei näherer Betrachtung, den essentiellen Kern der Diskussion außer Acht lässt.

“Die Anerkennung des Islam wurde erstmals durch ein Gesetz 1874 verankert und 1912 durch das sogenannte „Islamgesetz“ verstärkt. Vier Jahre zuvor hatte Österreich-Ungarn Bosnien-Herzegowina annektiert, womit im Kaiserreich eine Million Muslime lebten. Die beiden Gesetze aus der Monarchie waren 1979 die Basis für die Genehmigung der ersten islamischen Glaubengemeinschaft Österreichs in Wien.”

Quelle: http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/325498/
index.do?_vl_backlink=/home/panorama/
oesterreich/325958/package.do&direct=325958

Es kann und darf nicht sein, in der gegenwärtig geführten Diskussion, dass einzelne Politiker und konservative Kirchenvertreter einer anerkannten Glaubensgemeinschaft das Recht absprechen ihre Religion zu praktizieren. Eine offene Gesellschaft muss den Raum bieten, die Gläubigen aus Hinterhöfen und präkeren Verhältnissen in der Ausübung ihrer Rituale herauszuholen und Ihnen eine Möglichkeit geben, in einer Umgebung des Wohlbefindens, beten zu können.

Man müsste in der Diskussion den Fokus mehr auf die inhaltliche Ebene legen als auf die aüßerlichen Facetten, denn wer sagt denn, dass eine Moschee Minarette haben muss? Es kann ja auch ein Gebäude sein, welches in ein modernes Stadtbild eingebettet ist, aber darüber sollen sich die Architekten den Kopf zerbrechen!

Für mich ist viel wesentlicher, was innerhalb dieser Mauern geschieht als das äußere Erscheinungsbild. Religion darf man nicht isoliert betrachten, sonden eingebettet in ein gesamtgesellschaftliches Gefüge und hier ist größter Handlungsbedarf. Es ist nach wie vor Alltag, dass in vielen Moscheen Imame predigen, welche keine theologische bzw. pädagogische Ausbildung haben. Die Folge ist, dass der Islam meist von “Ziegenhirten” aus Anatolien interpretiert wird, welcher von einer aufgeklärten Form abweicht und sich in Folge dessen andere Probleme ergeben, wie zum Beispiel, dass Kinder nicht im Schwimmunterricht teilnehmen dürfen oder bei Ausflügen Zuhause bleiben müssen oder “die Schäfchen” der Gemeinde gegen die Aufnahmegesellschaft mobilisiert werden.

Mittelfrisitig sollten diese Imame ausgetauscht werden, durch Imame, die eine theologische und pädagogische Ausbildung haben. Gegenwärtig werden die Imame mit einer theologischen Ausbildung meist aus der Türkei oder anderen islamischen Staaten eingefolgen.

Längerfristig sollte auch dieser Praxis ein Riegel vorgeschoben werden, denn Religion kann man, wie bereits erwähnt nicht von der Gesamtgesellschaft losgelöst betrachten, sondern eingebettet in diese und da wären dann Imame und Theologen, welche in Österreich und im deutschsprachigen Europa studiert haben eine absolute Bereicherung, denn diese erkennen eher die Zusammenhänge wenn sie in dem Land leben und studieren, als jene die eingeflogen werden.
Denn, wenn Imame in den Gemeinden tätig sind, welche die gesellschaftlichen Zusammenhänge erkennen, dann wird es auch weniger Konflikte mit “den Schäfchen” geben und wir könnten uns von manchen unnötigen Themen verabschieden, welche ab und zu aufflackern, wie zum Bsp.: Schwimmunterricht für muslimische Mädchen, Schulausflüge an denen aus “religiösen” Gründen nicht teilgenommen werden kann, Entfernung der Kruzifixe aus Schulklassen, usw…..

Die Frage eines Moscheenbaus sollte sich primär nicht auf ein “Für und Wider” der Errichtung von Minaretten beschränken, sondern vielmehr den Fokus auf die inhaltliche Ebene legen. Wer predigt, was und in welchem Zusammenhang?

Welches Interesse verfolgt eine muslimische Gemeinde, wenn sie die Errichtung einer Moschee fordert? Soll es den Zweck für die Religionsausübung erfüllen oder ein Zeichen der Macht setzen? Ersteres würde ich als Politiker unterstützen und befürworten, letzteres würde für Verstimmung in der Gesellschaft sorgen. Da beide Positionen schwer eruierbar sind, gilt es in der Diskussion die wahren dahinterliegenden Interessen herauszufinden und für alle Beteiligten eine befriedigende Lösung zu erarbeiten.

Mancherorts gibt es Forderungen von diversen muslimischen Gemeinden, welche die Errichtung eines islamischen Kulturzentrums fordern. Derartige Projekte sind Entwicklungen, welche einer Paralellgesellschaft “Tür und Bogen” öffnen würde und dürfen daher von öffentlicher Hand in keinster Weise eine Unterstützung bekommen. Dies wäre aber eine Diskussion, welche separat geführt werden müsste und nicht im Zusammenhang mit der Errichtung von Räumlichkeiten für die Ausübung der Religion.

 

Von Efgani Dönmez
EFGANİ DÖNMEZ Projektmanagement – Abgeordneter zum Nationalrat a.D.

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