EFGANİ DÖNMEZ Projektmanagement – Abgeordneter zum Nationalrat a.D.

„Exchange of Persons“ – Wie eine Demokratie gerettet werden kann

Parallele zwischen der Nachkriegszeit in Europa und der gegenwärtigen Türkei

Durch den Tod des Journalisten und „Geschichtslehrer unserer Nation“ Hugo Portisch bin ich auf ein sehr wichtiges Detail der österreichischen Nachkriegsgeschichte aufmerksam geworden. Der geniale Hugo Portisch hat, wie viele andere interessierte ÖsterreicherInnen auch mich in meiner Kindheit und Jugendzeit durch seine Reportagen und Berichterstattung inspiriert, beeinflusst und geprägt. Ich erkenne eine Parallele zwischen der europäischen Nachkriegszeit und der gegenwärtigen Entwicklungen in der Türkei und den daraus resultierenden Einfluss auf Europa und Österreich.

Nach dem 2. Weltkrieg waren die österreichischen Redaktionen fast leergefegt von kritischen Journalisten, da die meisten Jüdisch, Linke oder Kommunisten waren. Die Nazis duldeten keine Widerrede. 

Die selbige Entwicklung bestimmt die gegenwärtige mediale Landschaft in der Türkei. Kritische Journalisten werden entlassen, die wenigen Medienhäuser, welche nicht auf Regierungslinie sind geschlossen oder mit existenzvernichtenden Klagen überzogen. 

Jene liberalen Journalisten, welche nicht ins Ausland flüchten konnten, sitzen in Gefängnissen oder sind im Exil. Eines von vielen Beispielen ist Can Dündar, der ehemalige Chefredakteur der Cumhuriyet- Zeitung, welcher nun in Berlin lebt und eine Medienplattform Namens www.ozguruz.de gegründet hat.

Die Türkei ist vom Virus des Islamismus und der Korruption befallen und diese verheerende Verquickung durch die politische Instrumentalisierung der Religion durch die Politik lässt die Türkei wirtschaftlich, politisch und im internationalen Ansehen noch mehr an den Abgrund eines Failed State heranrücken. Ein absolut unübersehbares Alarmsignal ist die hohe Bereitschaft, dass fast über 80% der jungen Menschen die Türkei sofort verlassen würden, wenn sie dürften/könnten. In vielen arabischen Ländern ist die Stimmung unter den Jugendlichen eine ähnliche. 

Eine implodierende Türkei ist ein großes Sicherheitsrisiko nicht nur für die Nato und ihre Verbündeten, sondern insbesondere für Europa, im speziellen für jene Länder, wo Erdogan seine 5. Kolonien herangezüchtet hat, dazu zählt auch Österreich.

Um den Nazis nach dem 2. Weltkrieg den Wind aus den Segeln zu nehmen, haben die Amerikaner ein Programm mit dem Namen „Exchange of Persons“ installiert. Ausgewählte Personen haben Praktikumsplätze bei den größten Verlagshäusern in den USA bekommen, um den Unterschied zwischen Parteipropaganda und kritischem Journalismus vermittelt zu bekommen. An diesem Programm hat Hugo Portisch teilgenommen. Das Ergebnis dieses so notwendig, kritischen Journalismus hat er uns durch sein Wirken als „Vermächtnis und Lebenswerk“ eindrucksvoll hinterlassen. 

Europa, insbesondere Deutschland, Holland, Belgien und Österreich sollten ein größtmögliches Eigeninteresse daran haben, dass gerade durch die Immigration erfolgte Einwanderung und die verheerende Politik der Herkunftsländer, ob in der Türkei, Syrien, Afghanistan, usw.. diesen fatalen Entwicklungen etwas entgegengesetzt werden muss. Denn die Rechnung für die gescheiterten Staaten haben primär die Europäer und die Aufnahmeländer, wie Österreich zu zahlen. Gerade deshalb, müsste es im ureigenem Interesse der europäischen Länder sein, die Menschen in den Herkunftsländern und die Migranten in Deutschland, Holland, Belgien und Österreich mit einem Blick über den Tellerrand auf Fehlentwicklungen aufmerksam zu machen. 

Dafür braucht es die Unterstützung der progressiv, laizistischen Stimmen aus den islamischen Ländern in Europa. Denn Erdogan und Co finanzieren und unterhalten genau jene Meinungsmacher, nicht nur in den Herkunftsländern, sondern auch in Deutschland, Holland, Belgien und Österreich, welche mit ihrer nationalistisch-islamistischen Linie als Erfüllungsgehilfen der AKP-Regierung in Erscheinung treten. Wenn wir es nicht schaffen, diesen Erzählungen der Islamisten etwas entgegenzusetzen, dann werden uns die Hugo Portisch der Zukunft zum Nachteil von Europa und den nach echter Demokratie lechzenden Herkunftsländern massiv abgehen.

Von Efgani Dönmez
EFGANİ DÖNMEZ Projektmanagement – Abgeordneter zum Nationalrat a.D.

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