EFGANİ DÖNMEZ Projektmanagement – Abgeordneter zum Nationalrat a.D.

Wie sicher ist OÖ im Katastrophenfall?

Blackout: Ohne Eigenvorsorge katastrophal – Im Gespräch mit dem Präsidenten des OÖ Zivilschutz Michael Hammer

Möglicher Blackout und Atomunfall sind die größten Herausforderungen für den OÖ Zivilschutz

Die unsichtbare Hand, so beschrieb der Ökonom und Philosoph Adam Smith in seinem Werk „Der Wohlstand der Nationen“ (1776), die unbewusste Förderung des Gemeinwohls. Um auf Katastrophen gut vorbereitet zu sein, bedarf es einer bewussten Förderung und starken, dahinterstehenden Organisationen und Strukturen. Der OÖ Zivilschutz ist in krisenfreien Zeiten eine unsichtbare Hand, deren Aktivitäten sich auf Information, Beratung und Schulungen sowie die Vernetzung mit den Behörden und Einsatzorganisationen konzentriert. 

Um einen Einblick in die Arbeit des OÖ Zivilschutzes zu bekommen, habe ich ein spannendes Gespräch mit dem Präsidenten des OÖ Zivilschutzes Nr. Abg. Mag. Michael Hammer geführt.

Sehr geehrter Herr Präsident, wenn man sich den Veranstaltungskalender des OÖ Zivilschutzverbandes ansieht, erkennt man, dass ein Schwerpunkt die Blackout Thematik darstellt. Welche konkreten Schritte und Abläufe werden eingeleitet, wenn der Tag X eintreten sollte?

Umfragen haben ergeben, dass an erster Stelle bei den Bürgern die Thematik eines Atomunfalls der Bedrohungsszenarien steht und an zweiter Stelle das Thema Blackout. Wir als Zivilschutz sind ja generell in der Präventionsarbeit tätig. Wir beraten und informieren die Bevölkerung, wie man sich im Ernstfall zu verhalten hat und sich auf Krisen vorbereitet. Es muss ja nicht gleich ein Blackout sein, auch ein länger anhaltender Stromausfall könnte schon zu massiven Schwierigkeiten führen, wenn sich jeder bewusst macht, was durch einen längeren Stromausfall in seinem Haushalt nicht mehr funktionieren würde. Dies kann von der Wasserversorgung, über Wärmeversorgung, Zubereitung von Lebensmittel im eigenen Haushalt sowie den Erhalt von wichtigen Informationen, alles betreffen. 

Wenn der Tag X eintreten sollte, dann ist dies eine Schnittstelle, wo der Zivilschutz nicht mehr als Präventionsorganisation unmittelbar zuständig ist, sondern da greifen dann die staatlichen Notfallprogramme und Pläne des staatlichen Krisenmanagements ein. Die Krisenstäbe des Innenministeriums, des Landeshauptmanns oder auf Ebene der Gemeinden der Bürgermeister nehmen hier  ihre Arbeit auf und arbeiten nach konkreten Notfallplänen. Im Vorfeld aber steht der Zivilschutz den Gemeinden bei der Erstellung dieser Blackout-Notfallpläne beratend zur Seite. In diesen Notfallplänen ist als wesentliches Element die Kommunikation enthalten. Da geht es auch darum, wie man mit der Bevölkerung in solchen Fällen kommuniziert – zum Beispiel über die ORF-Radiosender. Doch was nutzt es, wichtige Informationen zu veröffentlichen, wenn der Bürger kein stromunabhängiges Empfangsgerät, ein sogenanntes Notfallradio, zu Hause hat? Hier greift der Zivilschutz – wir informieren, was im Vorfeld zu tun ist, wie man auf einfache Weise bevorratet – denn nur, wenn jeder Bürger Eigenverantwortung übernimmt und vorsorgt, können wir Katastrophenfälle wie einen Blackout möglichst unbeschadet überstehen.

Neben dem allseits beherrschenden Thema Corona, wie schwer ist es, die Bevölkerung noch zur allgemeinen Vorsorge zu motivieren? Es gibt ja viele Katastrophenszenarien 

Wir sehen bei unserer Arbeit oft, dass erst etwas passieren muss, bevor die Menschen reagieren und vorsorgen. Auch abseits von den Hamsterkäufen hat Corona viele Bürger wachgerüttelt und ihnen gezeigt, dass jederzeit ein Katastrophenfall eintreffen kann und wir uns bestmöglich darauf vorbereiten müssen. Natürlich sind wir nach so langer Zeit alle „coronamüde“, deswegen passt sich der Zivilschutz auch der gegebenen Lage an. Es hat keinen Sinn, Panik zu verbreiten, aber die Eigenverantwortung für Notsituationen ist auch abseits dieser Pandemie einfach notwendig.

Es gibt, was die Atomkraftwerke betrifft, Frühwarnsysteme und Meldepflichten, seitens der Betreiber an die staatlichen Stellen. Dann laufen die entsprechenden Notfallpläne ab, welche dann vom Innenministerium, Umweltministerium und auch vom Verteidigungsministerium und der Landesregierungen koordiniert werden. Da geht es dann darum, dass man die Bevölkerung relativ schnell mit Kommunikation und Information erreicht, wie zum Beispiel, dass man das Haus nicht verlässt und entsprechende Schutzmaßnahmen trifft. 

In den Medien wird derzeit auch viel vom Schützen der kritischen Infrastrukturen geschrieben, unter anderem, wie auch in Katastrophenfällen genug Mitarbeiter zur Verfügung stehen?

In dieser Hinsicht schulen wir schon seit Jahren in den Betrieben. Auch wenn die kritischen Infrastrukturen Notfallpläne haben, sind unsere Vorträge dort besonders wichtig. Nur wenn deren Mitarbeiter,…. die Gewissheit haben, dass zu Hause alles in Ordnung ist, dass sie selbst und die Angehörigen bestmöglich versorgt und wohlauf sind, können sie sich auf die Arbeit konzentrieren, die auch im Katastrophenfall weiterlaufen muss.

Was empfehlen Sie der Bevölkerung im Katastrophenfall zu tun?

„Vorsorgen schützt vor Sorgen“, dies ist auch die Hauptbotschaft des OÖ Zivilschutzes. Der beste Rat ist, dass man Vorrat im Haushalt hat. Bezüglich Kommunikation mind. ein Radio, einige haltbare Lebensmittel. Eine kleine provisorische Notkochmöglichkeit sowie einen (Trink-)Wasservorrat, damit man sich über eine gewisse Zeit selbst versorgen kann. 

Im Katastrophenfall ist wichtig, dass man nicht auf eigene Faust Handlungen tätigt, sondern die Informationen seitens der Behörden ernst nimmt und zu befolgt. Da rate ich jedem Bürger, jeder Bürgerin die offiziellen Kanäle der Behörden und des ORF zu verfolgen, damit man seriöse Handlungsanleitungen erhält. Denn gerade in der Pandemie hat sich gezeigt, dass gerade in Krisenzeiten bei der Verbreitung von Falschinformationenüber die Sozialen Netzwerke Vorschub geleistet wird. Deswegen gehört in jeden Haushalt das bereits erwähnte Notfallradio.

Stehen Ihnen als OÖ Zivilschutzverband genügend finanzielle Ressourcen, materielle Ausrüstung und Personal zur Verfügung?

Es könnte immer mehr sein, aber wir sind gut aufgestellt. Fünf Personen arbeiten im Angestelltenverhältnis, alle anderen sind ehrenamtliche Mitarbeiter.

Oberösterreich hat einen Migrantenanteil von ca. 15,9%, in absoluten Zahlen sind das 237.300 Personen. Man hat schon in der Pandemiebekämpfung erkannt, dass man die Menschen mit Migrationshintergrund mit den Mitteln und Kanälen der bisherigen Politik und Medien kaum bis gar nicht oder nur sehr schwer erreichen konnte. Im Fall einer Katastrophe wäre das ein Desaster, da diese Bürger verzögert oder im schlimmsten Fall nicht erreichbar sind. Gibt es konkrete Überlegungen diesen Teil der Bevölkerung zu informieren, anzusprechen und abzuholen?

Wir haben was die Vorsorgearbeit betrifft ein starkes Stadt-Land-Gefälle, dies hat primär nichts mit Migrationshintergrund zu tun. Wir lesen aus den Studien und Umfragen heraus, dass im ländlichen Bereich die Menschen, was das Bewusstsein und die Verantwortung, hinsichtlich Vorbereitung auf Krisen und Notfälle betrifft, eine größere Verantwortung und Sensibilität zu Tage legen. Daraus erkennen wir, dass es unsere Aufgabe ist, die städtische Bevölkerung noch mehr zu sensibilisieren und in den städtischen Bereichen ist natürlich auch der Migrantenanteil höher. Es ist kein Thema aufgrund der Herkunft, sondern anhand der Wohnsituation im städtischen Bereich. 

Mehr Informationen zum OÖ Zivilschutz unter: www.zivilschutz-ooe.at

Zur Person: Michael Hammer ist verheiratet und hat 2 Kinder, stammt aus der Marktgemeinde Altenberg

Von Efgani Dönmez
EFGANİ DÖNMEZ Projektmanagement – Abgeordneter zum Nationalrat a.D.

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