Single-Leben in Zeiten der Teuerung
Eine Erhebung, welche von Parship in Auftrag gegeben worden ist, hat gezeigt, dass in Österreich 2 Millionen Singles leben. Die meisten Alleinstehenden leben in Wien 492.000 und Vorarlberg 100.000 (34%), die wenigsten in Oberösterreich 296.000 (27%). Knapp die Hälfte sind mehr als drei Jahre Single und (43%) haben Kinder, 13% haben minderjährige Kinder.
Dieser Trend hat unterschiedliche Auswirkungen auf die demografische Entwicklung, da sich Alleinstehende ohne einen Partner, eine Partnerin viel weniger bis kaum mit der Umsetzung von Kinderwünschen auseinandersetzen. Dies führt dazu, dass weniger Kinder in die Welt gesetzt werden und die demografische Entwicklung stagnierend bis rückläufig ist.
Im Bereich des Wohnbaues werden immer mehr kleinere Wohnungen benötigt werden, denn in 37% der Haushalte in Österreich lebt nur eine Person. Um die Bedürfnisse der Singles abdecken zu können, reagieren schon einige Bauträger und Wohnungsgenossenschaften mit kompakteren, kleineren Wohnungen. Die Wohnungen müssen barrierefrei sein, denn die größte Gruppe der Alleinlebenden sind über 65 Jahre alt.
Auf die sich verändernden Einkauf- Kochgewohnheiten hat der Handel schon längst reagiert. Kleinere Portionen und Mengen sowie Fertiggerichte gehören schon längst zur gewohnten Auswahl in den Regalen.
Einige Hotels und Wellnesstempel haben für die Single-Urlaubsplanung entsprechende Angebote mit eigenen Single Hotels oder Kinderlosen-Zonen. Die Nachtgastronomie bietet Singlepartys an, um Alleinstehende zusammenzubringen.
Das angeblich unbeschwerte Single-Leben wird insbesondere in Zeiten der Teuerung für viele zur Herausforderung. Kann man sich als Single das allein Leben noch leisten?
Eine 50 m2 von Privat vermietete Mietwohnung kostet in Linz, je nach Lage und Ausstattung ca. 13,50€ pro Quadratmeter, ohne Strom. Für Handy, Internet und GIS fallen ca. 70€ an Kosten an. Je nach Verbrauch und Anbieter 50€ Stromkosten. 6€ sollte man für die Haushaltsversicherung einkalkulieren. Wenn man ein Auto benötigt, damit man damit in die Arbeit kommt oder seinen Hobbys nachgehen kann, muss man realistischer Weise mind. 300€ pro Monat kalkulieren. Somit betragen die realistisch geschätzten Fixausgaben 1101,00€ für einen Single-Haushalt, ohne die Ausgaben für Essen & Getränke. Veranschlagt man hierfür ca. 200€ im Monat, wenn man nicht auf allzu großem Fuß lebt und keine sonstigen Ausgaben einkalkuliert, wie Anschaffungskosten für den Bedarf des alltäglichen Lebens.
Neben den hohen Ausgaben für das Wohnen, gestiegenen Energiepreisen und die höheren Kosten für die Mobilität müssen viele zusätzlich auch für Unterhaltszahlungen aufkommen.
Laut jobted.at beträgt das monatliche Durschnitts-Bruttogehalt in Österreich 2.104€. Gibt man diesen Betrag in den Brutto-Netto-Rechner der Arbeiterkammer ein, dann ergibt dies ein monatliches Netto-Einkommen als ArbeiterIn/Angestellte(r), wenn die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel zumutbar ist, ein monatliches Netto-Gehalt von 1.613,38€. Zieht man die Kosten für Fixausgaben und Essen vom Nettogehalt ab, bleiben 312,38€ im Monat zur freien Verfügung übrig, wenn man keine weiteren Ausgaben und Verpflichtungen hat, sowie Geschenke macht oder notwendige Anschaffungen zu tätigen hat.
Die Singles sind zu einem bedeutenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Faktor geworden. Diese Form des Lebens hat sich zu einem schnell wachsenden Sektor entwickelt, eingebettet in die Mechanismen der Marktlogik und des Kapitalismus werden nicht nur Waren und Dienstleistungen bewertet und in Rankings gereiht, sondern auch ein bestimmtes Aussehen und Attraktivität. Social-Media-Kanäle wirken sich auf Beziehungen der Menschen aus, auch auf Liebesbeziehungen. Beziehungen verflüchtigen sich, der Fokus liegt auf der vermeintlichen Freiheit, ohne zu hinterfragen Freiheit von was und für was Freiheit?
Mit steigenden Fixkosten ist der Luxus des Single-Daseins immer mehr bedroht und die vermeintliche Freiheit stark zu hinterfragen.