EFGANİ DÖNMEZ Projektmanagement – Abgeordneter zum Nationalrat a.D.

„Heimat bist du großer Skandale“ 

Korruption, Pleiten und Intrigen in Österreich seit 1980

Wirtschaftskompetenz, das Wohl der Bürger und des Staates steht bei allen Parteien, insbesondere bei den selbsternannten Parteien der Mitte, zumindest auf den ersten Blick bei Sonntagsreden oder in Parteiprogrammen im Vordergrund. 

Ein kurzer Rückblick in die Zeitgeschichte Österreichs und ein Blick auf den gegenwärtigen Schuldenberg von 403 Milliarden € und 150 Millionen €  (Stand Februar 2025) eines knapp 9 Millionen Einwohnerlandes sowie einer BIP-Verschuldung von 78,6%, gepaart mit einer der fast höchsten Steuerabgaben in der gesamten EU in Österreich von 55%, welches man einem maroden Bildungssystem und ein in sich krachendes Gesundheits- und Pflegesystem gegenüberstellt, sollte einem vor Augen haltend, dass die jahrelangen Lügen Konstrukte der politischen Eliten gerade in sich zusammenfallen. 

Die Realität im Bildungssystem und im Gesundheitssystem ist, dass es eine unausgesprochene Zweiklassengesellschaft gibt, jene die zahlungskräftig sind oder über entsprechende soziale Netzwerke verfügen und auf Privatschulen und Privatärzte ausweichen können, um eine bessere und hochwertigere Betreuung zu bekommen oder eben die breite Masse der Bürger, welche nicht das Geld für Privatschulen und schnelle Arzttermine und notwendige Operationen aufbringen können.

Österreich, das Land der Berge, Flüsse und kulturellen Schätze, hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht nur durch seine landschaftliche Schönheit und wirtschaftliche Stabilität hervorgetan, sondern auch durch eine Reihe von Skandalen, Korruptionsfällen und Insolvenzen. Diese Ereignisse haben nicht nur das Vertrauen in Institutionen erschüttert, sondern auch finanzielle Schäden in Milliardenhöhe verursacht. Im Folgenden finden Sie eine detaillierte Chronologie der wichtigsten Fälle seit den 1980er Jahren – von politischen Affären bis zu spektakulären Unternehmenspleiten.

Größte Insolvenzen und Bankenkrisen

1. Konsum Österreich (1995)

Die größte Insolvenz der Nachkriegszeit betraf die Konsumgenossenschaft Österreich. Über Jahre hinweg wurde das Unternehmen durch Misswirtschaft und Fehlentscheidungen in den Ruin getrieben. Rund 3.000 Mitarbeiter verloren ihren Job, und zahlreiche Genossenschaftsmitglieder erlitten finanzielle Verluste.

Finanzieller Schaden: 18 Milliarden Schilling (ca. 1,3 Milliarden Euro).

2. Hypo Alpe Adria (2009)

Die Hypo Alpe Adria entwickelte sich zu einer der größten Bankenkrisen Österreichs. Riskante Geschäfte und politische Verstrickungen führten zu einem enormen Finanzloch. Der Staat musste die Bank übernehmen und zerschlagen.

Finanzieller Schaden: Rund 9 Milliarden Euro.

3. Commerzialbank Mattersburg (2020)

Der Bankchef Martin Pucher manipulierte über Jahre die Bilanzen der Commerzialbank Mattersburg mit gefälschten Guthaben und Scheinrechnungen. Der Skandal führte zur Schließung der Bank und zur Insolvenz des Fußballvereins SV Mattersburg.

Finanzieller Schaden: 500 Millionen Euro.

4. SIGNA-Gruppe (2023–2024)

Die Immobilien- und Handelsgruppe von René Benko geriet in eine massive Krise, die zu mehreren Insolvenzen führte. Betroffen waren unter anderem Immobilienprojekte und Einzelhandelsketten.

Finanzieller Schaden: Über 14 Milliarden Euro.

5. Libro AG (1999)

Nach einer misslungenen Expansion geriet der Einzelhändler Libro in finanzielle Schwierigkeiten. Vor der Insolvenz wurden Bilanzen manipuliert.

Finanzieller Schaden: Ca. 50 Millionen Euro.

6. BAWAG-Affäre (2006)

Spekulationsgeschäfte mit Karibikfonds führten zu einem Verlust von über einer Milliarde Euro bei der Bank für Arbeit und Wirtschaft (BAWAG). Der ehemalige Bankchef Helmut Elsner wurde zu einer Haftstrafe verurteilt.

Finanzieller Schaden: 1,44 Milliarden Euro.

7. Kika/Leiner (2025)

Die Insolvenz der Möbelkette Kika/Leiner bedeutet für die Republik Österreich alleine durch die Corona-Pandemie erfolgte Stundung von Steuern und Abgaben Verluste von über 100 Millionen Euro, da diese zu 80% abgeschrieben werden mussten. Zusätzlich flossen 5,5 Millionen Euro an das Unternehmen. Laut Schätzungen könnten dem Staat und den Steuerzahlern sogar 300 Millionen Euro an Gesamtschaden durch indirekte Folgekosten entstanden sein. 1350 MitarbeiterInnen verloren ihre Arbeitsplätze. Mehr als 900 Gläubiger wurden finanziell geschädigt.

Finanzieller Schaden: Bis zu 300 Millionen Euro

8. KTM (2024)

Die KTM-Insolvenz hat rund 3990 Beschäftigte und die gesamte Region sowie die vielen Zulieferer betroffen. Hunderte Stellen wurden bereits abgebaut, aufgrund von Überproduktion und sinkender Nachfrage sowie Fehleinschätzungen durch das Management sind Verbindlichkeiten in der Höhe von 2,9 Milliarden Euro durch KTM und ihre Tochtergesellschaften entstanden. Das Land OÖ hat seit 2015 an KTM, insbesondere für die KTM Motohall 6,7 Millionen Euro an Förderungen ausbezahlt.

Finanzieller Schaden: Offene Forderungen an Lieferanten von ca. 400 Millionen Euro sowie weitere Verbindlichkeiten im zweistelligen Millionenbereich an die Behörden.

Bekannte Korruptionsfälle

1. Ibiza-Affäre (2019)

Ein heimlich aufgenommenes Video zeigte Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus (FPÖ), wie sie Korruptionsbereitschaft, illegale Parteienfinanzierung und Medienmanipulation anboten. Der Skandal führte zum Bruch der ÖVP-FPÖ-Koalition.

Beteiligte Personen: Heinz-Christian Strache, Johann Gudenus.

Finanzieller Schaden: Direkter finanzieller Schaden schwer messbar; politischer Vertrauensverlust enorm.

2. BUWOG-Affäre (2000er Jahre)

Bei der Privatisierung von Bundeswohnungen floss Schmiergeld in Höhe von rund 9,6 Millionen Euro an Politiker und Lobbyisten.

Beteiligte Personen: Karl-Heinz Grasser (ehemaliger Finanzminister), Walter Meischberger, Ernst Karl Plech.

Finanzieller Schaden: Rund 960 Millionen Euro durch unterbewerteten Verkauf und Schmiergelder.

3. Eurofighter-Skandal (2000er Jahre)

Bestechungsvorwürfe begleiteten den Kauf von Eurofighter-Kampfflugzeugen durch die ÖVP-FPÖ-Regierung unter Wolfgang Schüssel.

Beteiligte Personen: Wolfgang Schüssel (indirekt), FPÖ/ÖVP-nahe Kreise.

Finanzieller Schaden: Rund 183 Millionen Euro.

4. Noricum-Skandal (1980er Jahre)

Illegale Waffenexporte durch die staatliche Voest in Kriegsgebiete trotz internationaler Embargos sorgten für einen handfesten Skandal.

Beteiligte Personen: SPÖ-nahe Kreise und Voest-Mitarbeiter.

Finanzieller Schaden: Schätzungen in dreistelliger Millionenhöhe.

5. Inseratenkorruption (ab 2021)

Staatlich finanzierte Inserate wurden genutzt, um Medienberichterstattung zugunsten der ÖVP zu beeinflussen.

Beteiligte Personen: Sebastian Kurz, Thomas Schmid u.a.

Finanzieller Schaden: Mehrere Millionen Euro Gesamtsumme der finanziellen Schäden

6. Wirecard-Skandal (2020)

Der Wirecard-Skandal führte zu einem Gesamtschaden von 3,1 Milliarden Euro. Der Zahlungsdienstleister hatte über Jahre hinweg Bilanzen manipuliert und nicht existierende Vermögenswerte in Höhe von 1,9 Milliarden Euro ausgewiesen. Der Österreicher Jan Marsalek spielte eine zentrale Rolle in diesem Betrug. 

Finanzielle Schäden durch Wirecard-Skandal:

Verluste österreichischer Anleger: 

Rund 972 private und institutionelle Investoren aus Österreich meldeten bisher Verluste von durchschnittlich 45.000 Euro pro Person. Der Gesamtschaden für diese Gruppe beträgt etwa 50 Millionen Euro, wobei die Dunkelziffer höher liegt. 

Politische Verstrickungen des Wirecard-Skandal: 

Der Wirecard-Vorstand Markus Braun spendete 2017 70.000 Euro an die ÖVP, was politische Kritik auslöste. • Österreichische Beamte, darunter ehemalige Mitarbeiter des Bundesamts für Verfassungsschutz (BVT), sollen Jan Marsalek bei seiner Flucht nach Russland unterstützt haben. Dies offenbarte Schwächen im Sicherheitsapparat und führte zu einem Vertrauensverlust in staatliche Institutionen. 

Bankenrisiken: 

Österreichische Banken hatten Kredite an Wirecard vergeben, deren Rückzahlung nach der Insolvenz fraglich wurde. Die genauen Verluste sind nicht öffentlich beziffert, könnten aber indirekt Auswirkungen auf die Finanzstabilität haben. 

Nachteile für den Steuerzahler: 

• Kein direkter finanzieller Schaden für den Staat: Der Skandal belastete vor allem Anleger und Banken, nicht jedoch unmittelbar den österreichischen Staatshaushalt. 

• Indirekte Kosten: Die Verstrickung österreichischer Beamter und die Schwächen im Sicherheitsapparat führten zu einem Vertrauensverlust in staatliche Institutionen, was langfristig Reformkosten verursachen könnte. 

Finanzieller Schaden: Der Wirecard-Skandal hat in Österreich vor allem private Anleger und Banken getroffen, mit einem geschätzten Schaden von mindestens 50 Millionen Euro. Politische Verstrickungen und das Versagen staatlicher Institutionen wie des BVT haben jedoch das Image der öffentlichen Verwaltung nachhaltig beschädigt und Reformbedarf aufgezeigt.

7. AKH-Skandal Wien (ca.1970 bis 1980)

Der AKH-Skandal in der Bundeshauptstadt Wien lässt sich in zwei Teile untergliedern. Dem eigentlichen Bauskandal und dem Vergabeskandal. Beim Bau des Allgemeinen Krankenhauses explodierten die Kosten von 1 Milliarde Schilling auf 45 Milliarden Schilling, was es zum teuersten Krankenhaus Europas machte. Durch fragwürdige Auftragsvergaben entstand ein Schaden von mehreren Millionen Euro.

Finanzieller Schaden: 45 Milliarden Schilling plus mehrere Millionen Euro in unbekannter Höhe durch die Vergabepraxis.

8. Abschließend passend zum Thema die kartellrechtlichen Verurteilungen von österreichischen Firmen (2022 bis 2024)

PORR Group: 62,35 Mio. Euro (2022) wegen Verstößen gegen österreichisches und europäisches Kartellrecht im Bauwesen. •

Fronius: 3 Mio. Euro (2024) für Preisabsprachen mit Vertragshändlern im Bereich Schweißtechnik.  

Leithäusl: 1,25 Mio. Euro (2024) für Preisabsprachen und Marktaufteilungen im Tiefbau. 

Malaschofsky: 98.000 Euro (2024) für Preisabsprachen im Tiefbau in Niederösterreich. 

Haberkorn: 870.000 Euro (2024) für Beteiligung am Schweißtechnik-Kartell. 

Zultner: 505.000 Euro (2024) für Beteiligung am Schweißtechnik-Kartell. 

Österreichische Post AG: 9,2 Mio. Euro (Jahresangabe nicht verfügbar) wegen Missbrauchs der Marktmacht. 

Zusätzlich wurden im Rahmen des Baukartells bis September 2024 insgesamt 185,53 Mio. Euro an Geldbußen gegen 21 Unternehmen verhängt, darunter Strabag und weitere Firmen aus der Bauwirtschaft.

Gesamtschaden für Österreich 

Die finanziellen Schäden alleine aus den genannten Insolvenzen, Korruptionsfällen und politischen Skandalen summieren sich auf mindestens 32 Milliarden Euro beim Steuerzahler ohne die davon betroffenen Firmen und Privatpersonen sowie die entgangenen Einnahmen für die Behörden. Wenn man die sogenannten Hilfen des Staates, während der COVID-19 -Pandemie von 2020 bis 2024 als Schaden für den Staat auffasst, dann kommen in Summe nochmals 46,6 Milliarden Euro hinzu.

Finanzieller Gesamtschaden durch Korruption, Freunderlwirtschaft, Insolvenzen und Pleiten belaufen sich in Österreich mindestens auf 32 Milliarden Euro seit den 1980’er Jahren! 

Wenn man die Summen ausbezahlten Gelder während der COVID-19 Pandemie hinzuzählt, dann liegen wir bei 78,6 Milliarden Euro.

Vielleicht wird es nun für das breitere Publikum verständlicher, warum man über Bezahlkarten für Asylwerber in Österreich in der Höhe von Barbehebungen bis zu 40 € im Monat und Leistungen um die Mindestsicherung diskutieren muss, um von den eigentlichen Skandalen abzulenken.

Fazit

Diese sicherlich unvollständige Auflistung zeigt eindrucksvoll, wie tiefgreifend Korruption, Misswirtschaft und Fehlentscheidungen Österreichs Wirtschaft und Politik seit den 1980er Jahren geprägt haben. Von spektakulären Insolvenzen, wie dem Konsum Österreich bis hin zu politisch brisanten Affären wie BUWOG, Ibiza, Wirecard, uvm. – diese Fälle stehen sinnbildlich für wiederkehrende Probleme im Umgang mit Macht, Geld und Verantwortung. 

Welche Art der Leistung sich wieder lohnen sollte, kann nun jeder vernünftige Bürger und Bürgerin für sich beantworten. Das bisherige Leistungsverständnis der selbsternannten Eliten und manchen Teilen der bürgerlichen Mitte, welche eine große Verantwortung für diese pervertierte Art des Leistungsverständnis hatten, kann und wird sich Österreich nicht mehr leisten können, wenn wir unseren sozialen Frieden und den Untergang in die Bedeutungslosigkeit der bürgerlichen Mitte nicht in Kauf nehmen möchten. 

Von Efgani Dönmez
EFGANİ DÖNMEZ Projektmanagement – Abgeordneter zum Nationalrat a.D.

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