EFGANİ DÖNMEZ Projektmanagement – Abgeordneter zum Nationalrat a.D.

Streitfall Religionsunterricht: Maßnahmen für islamische Religions-LehrerInnen müssen auch für andere Religionsgemeinschaften gelten – Erste Schritte

Wie fundamentalistische Lehren die Integration behindern
Demokratische Grundwerte dürfen an öffentlichen Schulen keine Glaubensfrage sein – LehrerInnen, die Menschenrechte in Frage stellen, haben unsere Kinder nicht zu unterrichten!

„PädagogInnen, die demokratische Grundwerte, Verfassung und Menschenrechte in Frage stellen, haben an öffentlichen Schulen nichts verloren, egal ob es sich dabei um katholische oder islamische ReligionslehrerInnen, um Handarbeits- oder SportlehrerInnen handelt. Eine demokratiefeindliche Grundhaltung ist mit einer pädagogischen Tätigkeit an öffentlichen Schulen schlichtweg unvereinbar“, ist der Grüne Bildungssprecher Gottfried Hirz überzeugt.

„Die Autonomie in der Glaubenslehre muss dort ihre Schranken haben, wo sie an die demokratischen Grundwerte unseres Rechtsstaates stößt, Grundwerte wie Freiheit, Frieden und Gleichstellung von Mann und Frau sind eine unverhandelbare Grundlage für jedwede Form des Unterrichts. Egal ob islamisch oder christlich, wer beispielsweise die Gleichstellung von Mann und Frau nicht anerkennt, hat nicht länger zu unterrichten, dafür hat der Staat Sorge zu tragen.“

Maßnahmenpaket der Bildungsministerin notwendig, aber zu wenig weitreichend! OÖ. Landesschulrat ist gefordert, Umsetzung zu konkretisieren!

„Der von Bundesministerin Schmied als Demokratiepaket für islamische ReligionslehrerInnen vorgestellte sogenannte 5-Punkte-Plan beinhaltet überfällige Maßnahmen, die schon längst hätten bedacht werden müssen. Aus Grüner Sicht sind diese Maßnahmen auch zu wenig weitreichend“, so Hirz: „Vor allem handelt es sich lediglich um Maßnahmen für islamische ReligionslehrerInnen. Die Grünen vertreten aber die Meinung, dass diese Maßnahmen auch für andere Religionsgemeinschaften zu gelten haben müssen“, so Hirz weiter.

Grüne Forderungen:
• Angesetzt werden muss bei der Ausbildung – Staatliche Lehramtsbefähigung für alle ReligionslehrerInnen gefordert: „Diese hat auf der Basis der demokratischen Grundwerte unserer Gesellschaft zu erfolgen und braucht eine staatliche Legitimation in Form einer Lehramtsbefähigungsprüfung, die an einer Pädagogischen Hochschule oder einer Universität mit Öffentlichkeitsrecht abgelegt werden muss“, verlangt Hirz. Er kritisiert, dass die Bundesministerin diese Ausbildungsanfordernisse nur eingeschränkt an jene richten will, die eine öffentliche Anstellung an einer Schule wollen, damit bleiben aber wieder jene Imame, Pfarrer und ReligionslehrerInnen ausgenommen, die direkt bei der Glaubensgemeinschaft bzw. Kirche angestellt sind und trotzdem an öffentlichen Schulen unterrichten.

• Die Pädagogische Hochschule Linz muss entsprechende Vorbereitungen treffen und das Angebot im Bereich der Humanwissenschaften, Pädagogik und Didaktik bereit stellen. „Ich fordere den Landesschulratspräsidenten Fritz Enzenhofer als Hochschulratsvorsitzenden der PH Linz auf, umgehend in Zusammenarbeit mit dem Rektor der PH Linz Mag. Dr. Ratzinger vorausschauende Ausbildungskonzepte auszuarbeiten und entsprechende Basismodule für oö. ReligionslehrerInnen anzubieten.

• Angelobung von ReligionslehrerInnen auf die österreichische Verfassung.

• Umgehend notwendig ist auch ein Nachschulungsangebot für all jene islamischen ReligionslehrerInnen, die in Oberösterreich bereits unterrichten.

OÖ. Landesschulrat gefordert, umgehend Handlungen zu setzen!

„Positiv ist die von Bundesministerin Schmied angekündigte Prüfung der Lehrmaterialen durch einen wissenschaftlichen Beirat, darüber hinaus spreche ich mich aber vielmehr für eine Approbation der konfessionellen Schulbücher durch das Ministerium aus. Viel wichtiger noch als die Prüfung der Lehrmaterialen ist die Kontrolle des Unterrichts selbst. Auch hier ist der Landesschulrat gefordert, Lösungen für die Kontrolle durch FachinspektorInnen des Landesschulrates Oberösterreich vorzulegen. Keinesfalls dürfen die den Unterricht kontrollierenden FachinspektorInnen den Religionsgemeinschaften selbst überlassen werden, das würde nämlich wieder bedeuten, dass der Staat zwar die LehrerInnen bezahlt, auf Einfluss und Kontrolle aber gänzlich verzichtet.

Auch braucht es rechtliche Mechanismen, die der Schulverwaltung die Möglichkeit geben, einzelne problematische LehrerInnen zu sanktionieren. Ein entsprechender Ergebnisbericht über die Kontrollmaßnahmen ist seitens des Landesschulrates OÖ. bis Ende des Schuljahres vorzulegen. Ich fordere Präsident Enzenhofer auf, die Kontrolle des konfessionellen Religionsunterrichtes ernst zu nehmen. Problematisch dabei ist seine Doppelfunktion als Landesschulratspräsident und Obmann des Christlichen Lehrervereins, in der ich eine prinzipielle Unvereinbarkeit sehe!“

Ausbau Ethikunterricht abseits von Ideologien notwendig!

Hirz fordert langfristig einen qualifizierten Ethikunterricht statt eines konfessionellen Religionsunterrichtes, welcher SchülerInnen unterstützt, in Fragen von Weltanschauungen, Werten und Normen zu differenzierten Beurteilungen und Handlungsmodellen zu gelangen.

„Alle SchülerInnen müssen zwischen Ethik- und Religionsunterricht frei wählen dürfen“, ist Hirz überzeugt: „Die Schule muss SchülerInnen, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen können oder wollen, einen alternativen, wertevermittelnden Unterricht bieten. Bundesministerin Schmied ist gefordert, einen Lehrplan für den Ethikunterricht unter Beiziehung von ExpertInnen zu erstellen – abseits von Religionsbekenntnissen und Ideologien. Nicht die ReligionslehrerInnen sollen für den Ethikunterricht verantwortlich sein, sondern es muss eine eigene Ausbildung für LehrerInnen an den staatlichen Einrichtungen wie den Pädagogischen Hochschulen und Universitäten geben!“

Efgani Dönmez: Wie fundamentalistische Lehren die Integration behindern

Die Entwicklungen der vergangenen Tage haben gezeigt, dass es konservierende Kräfte in allen Religionsgemeinschaften gibt. Um den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein, müssen alle Kräfte, die das Gemeinsame in den Vordergrund stellen und stärken, in den Mittelpunkt gerückt werden. Jene, die glauben, dass man aus falsch verstandener Interpretation der Religion Gesetze ignorieren kann oder die Demokratie in Frage stellt, vor jenen muss man die Gesellschaft schützen. Wer keine pädagogische bzw. theologische Ausbildung hat, welche den innerösterreichischen Standards entspricht, darf nicht einer Gemeinde oder Kindern als geistlicher Führer vorgesetzt werden.

Dönmez: „Hierbei die explizite Einhaltung unserer Grundwerte via Präambel zu Demokratie, Menschenrechte und Verfassung einzufordern, ist genauso entbehrlich, wie wenn man jedem Führerscheinbesitzer mitteilt, die Verkehrsordnung einhalten zu müssen, no na ned.“

Doch der Grüne Bundesrat beschwichtigt: „Es soll durch die publik gewordene Studie keine künstliche Hysterie geschürt werden, denn die Umstände sind LehrerInnen, Eltern und sogar MitarbeiterInnen von NGOs seit langem bekannt, nun ist es wissenschaftlich belegt“. Die Frage ist: Was lernen wir daraus für die Zukunft?

Vor einer pauschalen Verurteilung aller Muslime sei gewarnt, denn sonst verliert man die überwiegende Mehrheit der säkularen Muslime als GesprächspartnerInnen. Meist werden jedoch leider die Ausnahmen in der öffentlichen Wahrnehmung verstärkt wahrgenommen wie eben jetzt durch diese Studie.

Konflikte wird es immer geben, die Frage ist, wie wir damit umgehen. Aus der Konfliktheorie weiß man, dass Werte unverhandelbar sind, hier gilt es klar Position zu beziehen, meint Dönmez: „Ich will keine LehrerInnen, welche kleinen Kindern den Weg in die Hölle prophezeien, weil sie kein Kopftuch tragen oder am Schwimmunterricht teilnehmen.“

Von Efgani Dönmez
EFGANİ DÖNMEZ Projektmanagement – Abgeordneter zum Nationalrat a.D.

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