EFGANİ DÖNMEZ Projektmanagement – Abgeordneter zum Nationalrat a.D.

Groß Denken und klein Handeln, am Beispiel der Ukraine Flüchtlinge in Oberösterreich

Wir möchten als Wirtschaftsstandort international ganz vorne mit dabei sein und die besten Köpfe der Welt ansprechen, damit sich die gutausgebildeten Arbeitsnomaden in Österreich niederlassen, noch besser in Oberösterreich ansiedeln.

Jedoch scheitern wir in der Realität – im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe der Welt – meist und nicht nur, an unserem provinziellen Kleingeist. Als selbsternannte Kultur-, und Wirtschaftsnation denken wir groß und handeln klein. 

Selbst die Chance die gut ausgebildeten Flüchtlinge aus der Ukraine anzusprechen, abzuholen und bei der Entscheidungsfindung sich dauerhaft in Österreich niederzulassen, zu motivieren scheitern zum Beispiel an der Zuverdienstgrenze für Flüchtlinge in der Grundversorgung. Das die meisten Flüchtlinge aus der Ukraine Frauen mit Kindern sind und diese nur dann arbeiten werden können, wenn ein Kinderbetreuungsplatz vorhanden ist, dürfte den Beratungsstab der Politiker bisher entgangen sein. 

Ebenso die über zehn Jahre alte Forderung der Kindergartenpädagoginnen, welche kleinere Gruppen, bessere Arbeitsbedingungen und ein würdiges Gehalt einfordern. Diese sollen nun mit den bisher ohnehin weit über die Belastungsgrenze hinausgehenden Rahmenbedingungen für die Pädagoginnen zusätzlich sich um die Flüchtlingskinder kümmern. 

Den selbstschädigenden vorherrschenden Kleingeist in Österreich hat ein bemerkenswerter Fall aus Linz dieser Tage eindrucksvoll vor Augen geführt. Ein aus Tunesien stammender Student, welche in der Ukraine Informatik studiert hat, musste kriegsbedingt fluchtartig das Land verlassen. Nach tagelanger Flucht in Oberösterreich

angekommen, meldete sich dieser bei der Fremdenpolizei. Nach Vorlage des Reisepasses, der Unterlagen aus der Ukraine, dass er dort als Student Informatik studierte und in dem Wissen, dass gegenwärtig in der Ukraine ein Krieg herrscht, wurde der Student in Haft genommen. Erst nachdem ein Rechtsanwalt eingeschaltet wurde, kam der Student aus der rechtswidrigen Haft wieder frei. Die abgenommenen Unterlagen, teilte ihm die Behörde mit, bekomme der Student erst wieder, wenn er die Reise nach Tunesien antritt. Willkommen in Österreich.

Das alleine in Oberösterreich in den nächsten Jahren über 7000 IT-Kräfte abgehen werden und jetzt schon die Firmen händeringend qualifiziertes Personal suchen, dürfte manchen entgangen sein. Statt nach Lösungen zu suchen und OÖ für die Menschen als attraktiven Standort näherzubringen, fährt man präventiv in der gewohnten Spur des groß Handeln Wollens und klein Agierens den Menschen mit dem Hinter ins Gesicht. Mit dieser Haltung werden wir uns weiterhin selber kannibalisieren und die Fehler der Vergangenheit wiederholen.

Von Efgani Dönmez
EFGANİ DÖNMEZ Projektmanagement – Abgeordneter zum Nationalrat a.D.

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