EFGANİ DÖNMEZ Projektmanagement – Abgeordneter zum Nationalrat a.D.

100 Jahre Türkei: Eine Analyse der Vergangenheit, Gegenwart und möglichen Zukunft

Mit Fokus auf die wechselseitigen Beziehungen zwischen der EU und der Türkei

Am 29. Oktober 2023 steht die Türkei vor einem bedeutenden Meilenstein: dem 100. Jahrestag ihrer Staatsgründung. Dieser Anlass bietet die Gelegenheit, die Entwicklung des Landes seit den Zeiten Mustafa Kemal Atatürks zu beleuchten und die aktuellen Herausforderungen zu untersuchen, denen die Türkei, aber auch die EU gegenübersteht.

Die Ära Mustafa Kemal Atatürks: Errungenschaften und Erbe

Mustafa Kemal Atatürk, der Gründer der modernen Türkei, führte das Land nach dem Ende des Osmanischen Reiches in eine neue Ära. Seine Bemühungen konzentrierten sich auf die Etablierung eines säkularen, pluralistischen Rechtsstaats. Atatürk führte weitreichende Reformen in den Bereichen Bildung, Recht und Gesellschaft durch und setzte sich für die Trennung von Religion und Staat ein. Atatürk führte tiefgreifende Reformen ein, darunter die Abschaffung des Kalifats, die Einführung eines neuen zivilen Rechtsystems, die Förderung der Bildung und der Gleichberechtigung der Geschlechter sowie die Einführung des lateinischen Alphabets. Die Türkei wurde zu einem einzigartigen Beispiel für eine aufstrebende, säkulare Nation in der muslimischen Welt.

Die AKP-Ära: Wandel und Herausforderungen

Trotz der Errungenschaften der Atatürk-Ära hat die Türkei in den letzten Jahren unter der Regierung der Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung (AKP) eine Wandlung erfahren. Unter der Führung von Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat sich das Land in eine andere Richtung bewegt. Die islamistische Ideologie der AKP hat verstärkt zu Spannungen zwischen säkularen und reaktionär-religiösen Bevölkerungsgruppen geführt. Die politische Landschaft wurde dermaßen polarisiert, was die soziale Kohäsion gefährdet. 

Aufgrund des massiven Anstiegs der Anzahl von Waffen in Privatbesitz unter der Ära von Präsident Erdogan gepaart mit den wirtschaftlich-sozialen Spannungen und der hohen Inflation sowie der Perspektivenlosigkeit der Jugend, in der Kombination mit dem Ausverkauf der türkischen Infrastruktur an ausländische Investoren und der unkontrollierten Massenzuwanderung von Personen deren Identität unklar ist und die Türkei als Rückzugsgebiet für islamistische Terroristen mit Duldung der Regierungsparteien fungiert, ist es nur mehr eine Frage der Zeit, dass die Türkei einem Failed-State immer näher rückt und das Potenzial zu bürgerkriegsähnlichen Szenarien Realität wird.

Das Verhältnis zur EU und seine Auswirkungen

Die Beziehung zwischen der Türkei und der Europäischen Union war immer schon komplex und von Höhen und Tiefen gekennzeichnet. Die EU hat sich bemüht, die Türkei näher an europäische Werte heranzuführen, aber die jüngsten Entwicklungen haben zu Spannungen geführt und die EU in eine politische Abhängigkeit von Erdogan. Die finanzielle Unterstützung der EU zur Bewältigung der Flüchtlingskrise hat auch politische Implikationen. Einige argumentieren, dass diese Gelder zur Abhaltung der Weiterreise der Flüchtlinge in Richtung Europa zur Destabilisierung der Türkei beitragen, was wiederum Auswirkungen auf die Stabilität Europas haben könnte. Eine taumelnde Türkei wird auch Europa mit in den Abgrund reißen. 

Ausblick auf die Zukunft und mögliche Lösungen

Die Türkei steht an einem Scheideweg. Es bedarf eines umfassenden Umdenkens in Bezug auf die politische Richtung, nicht nur in der innertürkischen Politiklandschaft, sondern insbesondere auf europäischer Ebene und in den Institutionen der EU, um die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen sowie sicherheitspolitischen Herausforderungen anzugehen. Die Förderung von Bildung, wirtschaftlichem Wachstum und interkulturellem Dialog könnte dazu beitragen, die Spaltungen zu überwinden. 

Ein verstärktes Engagement der EU für die Unterstützung liberaler Kräfte und progressiver Stimmen in der muslimischen Welt könnte dazu beitragen, die Spannungen zu mildern und die Stabilität in der Region zu fördern.

Insgesamt steht die Türkei an ihrem 100. Jahrestag vor einer komplexen Lage, die sowohl Chancen als auch Risiken birgt. Die Art und Weise, wie die Türkei mit ihren aktuellen Herausforderungen umgeht, wird entscheidend sein für ihre Zukunft und ihre Beziehungen zur internationalen Gemeinschaft.

Von Efgani Dönmez
EFGANİ DÖNMEZ Projektmanagement – Abgeordneter zum Nationalrat a.D.

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