EFGANİ DÖNMEZ Projektmanagement – Abgeordneter zum Nationalrat a.D.

Rauchen als massive Umweltverschmutzung

Die Doppelmoral des Staates bei der Thematik Rauchen

Dass das Rauchen ungesund ist, diese Erkenntnis zu haben, dafür braucht man nicht die hellste Kerze auf der Torte sein. Warum dennoch viele Menschen zur Zigarette greifen, in dem Wissen, dass dies schädlich für ihre Gesundheit ist und über einen Lebenszyklus von 50 Jahren viele Krankheiten zu bekommen exorbitant steigt sowie finanziell betrachtet knappe 102.000 € (5,60 € pro Tag/pro Packung, 50 Jahre lang) ein kleines Vermögen in die Luft geblasen wird, dieser kurzsichtig einseitigen Rechnung möchte ich mit diesem Beitrag vertiefend nachgehen.

Rein finanziell betrachtet sollten nicht nur die persönlichen Ausgaben einer Raucherin, eines Rauchers ins Auge gefasst werden, sondern auch die Kosten für die Umwelt und das Gesundheitssystem.

Pandemiebedingt sorgt sich ja unser Staat in Form der Regierung um die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger. Über die Sinnhaftigkeit von Zwang und Verantwortung in einer offenen, liberalen Gesellschaft möchte ich an dieser Stelle auch keine Abhandlung halten, denn dazu gibt es bereits genügend polarisierenden Diskussionsstoff. 

Warum aber in der Thematik des Rauchens, welche die Bürgerin, den Bürger nachweislich genauso um Leib und Leben wie ein Virus bringen kann, nicht konsequent vom bevormundenden Staat gehandelt wird, diese Frage bleibt offen. Vielleicht liegt es an der Tabaksteuer, welche der Staat einnimmt? Nach der Mineralölsteuer ist die Tabaksteuer jene tragende Säule eines jeden Finanzministers und der dahinterstehenden Lobby für das Staatsbudget. Alleine im Pandemiejahr 2020 beliefen sich die Einnahmen aus der Tabaksteuer auf 1,99 Milliarden €, gemeinsam mit der Umsatzsteuer sogar 2,5 Milliarden €. Der Finanzminister bekommt 80 % des Verkaufspreises, da hält man selbstverständlich den Ball flach und redet nicht viel über Gesundheit, Risiken und Kosten für die Allgemeinheit.

Apropos Kosten für die Allgemeinheit. Das Imperial College in London hat im Auftrag der WHO eine Studie in Auftrag gegeben, welche die Kosten eines Lebenszyklus einer Zigarette und die dahinterstehenden Kosten vom Anbau über Verarbeitung, Konsum, Entsorgung, Ressourcenverbrauch und Emissionen sowie Kohlendioxidausstoß wissenschaftlich untersucht. Das Resultat ist ernüchternd bis erschreckend. 

Ein Raucher, welcher, wie oben berechnet, 102.000 € in die Luft setzt, verbraucht über die 50 Jahre zusätzlich 1,4 Millionen Liter Wasser, 1,3 Tonnen an fossiler Energie für die Produktion und für den Vertrieb. Eine Anbaufläche für den Tabak von 3200 m2, und setzt 5,1 Tonnen Emissionen in Form von Kohlendioxyd frei.

In Anbetracht dieser Fakten liegt der Rückschluss nahe, dass unsere Regierung Wasser predigt und Wein trinkt oder schlicht und einfach am Gängelband der Lobby hängt oder doch die Gesundheit der Bevölkerung den Einnahmen aus der Tabaksteuer unterordnet. 

Warum wird nicht wie am Beispiel Neuseelands, welches ein Rauchverbot ab gewissen Jahrgängen ausgesprochen, ein ähnliches Modell für Österreich angedacht? 

Gerade die pneumologischen Ambulanzen in den überfüllten Krankenhäusern gehören, insbesondere in Zeiten der Pandemie doch entlastet, so der einheitliche Tenor in Politik und Medien. 

Die Erkenntnisse der letzten Monate und Jahre in der Pandemiebekämpfung für die Bevölkerung seitens der Politik waren ernüchternd. Man war mit der Pandemiebekämpfung schon überfordert, wie man dem Chaos und der Statistik entnehmen kann. Da kann man den verantwortlichen Politikern, welche anscheinend ohne ihren Beraterstab (welche sich selbst in einer Blase befindet) selber keinen klaren Gedanken mehr fassen können, nicht auch noch zumuten, dass sie sich mit dieser sehr gesundheitsrelevanten Frage beschäftigen und Entscheidungen treffen, oder geht es gar nicht um die Gesundheit?

Wenn man hirnlose und von Partikularinteressen gesteuerte Politik betreibt, dann ist das Resultat unübersehbar. Statt das Gesundheitssystem nachhaltig und effizient für die Bürgerinnen und Bürger zu gestalten, wird noch mehr Geld in ein kaputtes, überfordertes System hineingebuttert, statt auf Vermeidung und Prävention zu setzen. 

Es benötigt eine Portion Mut den Menschen zu sagen, dass jede Zigarette und jeder Zigarettenstummel, welcher achtlos weggeworfen wird, Kosten für die Allgemeinheit verursacht und diese Rücksichtlosigkeit und Unachtsamkeit sanktioniert gehört. Beim Impfzwang hat es ja auch funktioniert, oder?

Die Erkenntnisse der Wissenschaft liegen alle auf dem Tisch, so wie bei den klimarelevanten Themen seit den 70-er Jahren. Das, was es braucht, sind mutige Entscheidungen seitens des Gesundheitsministers und Finanzministers. 

Man kann auch ganz ohne Beraterstab und mit etwas Mut die Gesundheit der Bevölkerung und deren Finanzierung sowie die Umwelt mit ganz kleinen Weichenstellungen zum Besseren abändern.

Bei 21 % Raucherinnen und Rauchern der Gesamtbevölkerung in Österreich sind das 1.872.570 Raucherinnen und Raucher. Würde man eine zweckgebundene Gesundheitsgebühr von 2 Cent pro Zigarette bei einer täglichen Konsumation von 1 Packung Zigaretten (20 Stück) einführen, und dieses Geld, dann dem Gesundheitssystem zuführen, wären das TÄGLICH 749.000,00 € an Mehreinnahmen, im Jahr 272,63 Millionen €.

Wenn man, politisch betrachtet mit dem Fokus auf die Gesundheit und den Umweltschutz, mutig und konsequent wäre, dann könnte man den Zigarettenkonsumenten in selbiger Höhe, 2 Cent pro Zigarette an Entsorgungsgebühr verrechnen und führt ein entsprechendes Recycling-Pfandsystem ein, wo der Kunde bei Rückgabe seiner Zigarettenstummel bei bestimmten Sammelstellen 2 Cent zurückbekommt. Mit 4 Cent pro Zigarette könnte man die Umwelt sauber halten und viel Geld ins Gesundheitssystem einfließen lassen. Spätestens dann wäre auch Österreich bei den Zigarettenpreisen im Mittelfeld und die pneumologischen Ambulanzen hätten zusätzliche Ressourcen, um die Patienten besser zu betreuen. 

Das Regionalbüro der VGN-Medien in OÖ möchten in dieser Frage den ersten Schritt setzen. Damit Linz zu einer zigarettenstummelfreien Zone wird, können die ersten 10.000 gesammelten Zigarettenstummel beim Regionalbüro gegen Erhalt des Pfands in der Höhe von 2 Cent pro Zigarettenstummel, abgegeben werden. Ein erster kleiner Schritt für uns als Verlagsgruppe und ein großer Schritt für unsere Stadt, damit diese sauber glänzt und strahlt. Wir laden auch alle Geschäftsinhaber von Boutiquen, Geschäften, Restaurants und insbesondere aus der Linzer Innenstadt, sowie Privatpersonen bei dieser Aktion mitzumachen und uns von ihren Erfahrungen zu berichten. Wir werden darüber berichten. 

Warum Japan eines der saubersten Länder der Erde ist, hat sehr viel mit Verantwortung im privaten und öffentlichen Bereich zu tun. Dort gibt es an Schulen keine Reinigungsfirmen oder Reinigungspersonal. Die Kinder lernen von klein auf, dass sie Verantwortung für die Reinlichkeit in den Klassenräumen in der Schule und in den Parks selbst übernehmen müssen. Dies funktioniert ohne Strafandrohung, auch bei den Erwachsenen, selbst an Orten, wo viele Menschen unterwegs sind wie zum Beispiel an Bahnhöfen. Es gibt im öffentlichen Raum kaum Mülleimer, weil jeder seinen Müll nicht achtlos wegwirft, sondern mitnehmen muss und sich selbst um fachgerechte Entsorgung kümmert. Die Regel ist ganz einfach: Jeder ist für seinen eigenen Müll selbst verantwortlich. Die Menschen kümmern sich nicht nur um die Sauberkeit in ihrer eigenen Wohnung, sondern auch in ihrem eigenen Stadtteil und Wohnblock. Dort gibt es rotierende „Verantwortliche fürs Putzen“, welche in gemeinsamen Aktionen den Stadtteil sauber halten und die Einhaltung der fachgerechten Müllentsorgung selbst eigenständig kontrollieren. Es wird Verantwortung für den öffentlichen Raum übernommen. Dies führt zu sozialen Kontakten, gegenseitigem Respekt und maximaler Sauberkeit, weil nicht zwischen privaten und öffentlichen Räumen unterschieden wird. Die Grundidee dahinter ist, dass der Schmutz entfernt wird, bevor er sichtbar wird. Vielleicht schafft es die Politik auf regionaler Ebene, ein derartig zivilgesellschaftliches Engagement auf breite Beine zu stellen und Strukturen zu schaffen, damit Verantwortung in puncto Sauberkeit für unsere Städte und Gemeinden von allen Bürgerinnen und Bürgern internalisiert wird.

Auf bundespolitischer Ebene wäre es natürlich mutiger und ehrlicher, wenn man dem Weg Neuseelands folgen würde und allen Jahrgängen ab 2008 den Erwerb von Tabakwaren untersagt, nicht nur in Österreich, sondern auch in der gesamten EU. Dann wäre in spätestens 30 Jahren die gesamte EU rauchfrei und unsere Kinder und Kindeskinder wären geschützt und unsere Straßen zigarettenstummelfrei.

Trotz des lähmenden Föderalismus und der Bund-Länder-Gemeinden-Befindlichkeiten, könnte man in dieser Frage ohne großen Kostenaufwand mit maximaler Wirkung einen Schulterschluss anstreben.

Spätestens dann wird man erkennen, was der Politik wichtig ist, die Gesundheit der Bevölkerung oder die Interessen der Lobbisten aller Richtungen.

Von Efgani Dönmez
EFGANİ DÖNMEZ Projektmanagement – Abgeordneter zum Nationalrat a.D.

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