EFGANİ DÖNMEZ Projektmanagement – Abgeordneter zum Nationalrat a.D.

Die Sklaven des 21. Jahrhunderts?

Das Freihandelsabkommen ist unabhängig von den Inhalten ein sichtbares Zeichen für das derzeit höchst problematische Verständnis zwischen Bürgern und Entscheidungsträgern.

So lange der Bürger, besser der Konsument, einer Arbeit nachgeht, das Geld wieder ausgibt und keine kritischen Fragen stellt, ist die auf maximalen Konsum ausgerichtete Welt in Ordnung. Wer kritische Fragen stellt, gilt nicht nur als Konsument für die Wirtschaft, sondern auch für die Politik als Störenfried.

Durch Dauerwerbung wird der Konsument manipuliert. Der Gipfel dieser Manipulation trat durch die Abgasskandale an die Öffentlichkeit. Würden die Bilder von glücklichen sprechenden Schweinchen und auf saftigen Almwiesen grasenden Kühen annähernd an die Realität herangeführt, würde der Konsument erkennen, welchen Manipulationen wir von Konzernen ausgesetzt sind. Aber wer will das schon? Im 21. Jahrhundert, in dem überall zu hören ist, wie wichtig es sei, das Vertrauen der Bürger zu gewinnen, werden so wichtige Abkommen wie TTIP und CETA hinter verschlossenen Türen verhandelt. Dies zeigt, welches Verständnis politischen Eliten und Entscheidungsträgern zu grunde liegt.

Derartig weitreichende Verhandlungen werden mit allen Mitteln geheim gehalten. Selbst die gewählten Volksvertreter durften unter restriktivsten Bedingungen nur kurz in die Unterlagen Einsicht nehmen. Solche Vorgehensweisen sollen das Vertrauen stärken? Es zeigt nur, dass Bürger als Störenfriede wahrgenommen werden. Die viel beschworene Demokratie der Gegenwart verkommt zum Trugbild. Für die Wirtschaft lautet das Motto: nicht denken, sondern kaufen; politische Mitbestimmung, jedoch nur zum Preis von Hindernissen und Widerständen.

Beispiel gefällig? Was vom Bildungsvolksbegehren übrig geblieben ist, wissen Politikinteressierte. Es wird die Möglichkeit von Mitbestimmung suggeriert, jedoch sitzen die Parteien, Gewerkschaften und Kammern Debatten und notwendige Diskussionen aus.

Politiker, besonders die sich als moralisch und elitär überlegen fühlenden Linkspolitiker, trauen den Bürgern gar nicht mehr zu, sich mit Inhalten zu beschäftigen. Berechtigte Kritik, insbesondere in Migrations- und Asylfragen, wird reflexartig als rechtsextrem, islamophob und sexistisch abgestempelt. Warum sich viele Bürger von der Politik nicht mehr angesprochen fühlen, sich einen starken Mann an der Spitze wünschen und das Vertrauen in die Demokratie erodiert, liegt auf der Hand. Wer die Menschen nicht ernst nimmt, braucht sich nicht fragen, warum Populisten einen regen Zulauf haben. Wenn Bürger zu Stimmvieh und unkritischen Konsumenten degradiert werden, erweckt dies den Eindruck, dass wir die Sklaven des 21. Jahrhunderts sind.

Quelle: http://www.nachrichten.at/nachrichten/meinung/blogs/doenmez-direkt/Die-Sklaven-des-21-Jahrhunderts;art178056,2361719

Von Efgani Dönmez
EFGANİ DÖNMEZ Projektmanagement – Abgeordneter zum Nationalrat a.D.

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